Wie verbessern wir unsere Spieltechnik am Drumset? Das ist die Frage, die nicht wenige antreibt. Um meine Bewegungsabläufe zu verbessern konzentriere mich beim übenden Spiel auf ganz bestimmte Phasen oder Bestandteile der Bewegung, die ich gerade verbessern möchte. Um länger konzentriert zu üben, richte ich den Fokus nach einer gewissen Zeitspanne auf einen zweiten, dritten Aspekt, und die Länge dieser Intervalle mache ich eben zum Teil auch davon abhängig, wie lange ich mich auf den jeweiligen Aspekt wirklich gut konzentrieren kann. Um so üben zu können, muss ich mir bereits im Vorfeld darüber im klaren sein, an welchen Aspkten der Motorik oder der Bewegungsabläufe ich an diesem Tag arbeiten möchte. Für mich gibt es eigentlich immmer neue Übungsziele und die sind nicht zuletzt davon abhängig, mit welcher Fachliteratur oder mit welchen Lehrvideos ich mich zum Beispiel gerade beschäftige. Beim strategisch systematischen Üben müssen zwei "strukturelle Fehler" möglichst vermieden werden, nennen wir den 1. strukturellen Fehler einfach "den fehlenden Atem" und den 2. strukturellen Fehler das "Über-Üben". Die schädlichsten Auswirkungen haben diese beiden "strukturellen Fehler" allerdings eher auf lange Sicht. Diesen Gedanken möchte ich kurz ausführen. Wenn ich meine Spieltechnik grundlegend überarbeiten möchte, mich beispielsweise dazu für die Erarbeitung der Möllertechnik in der Version von Claus Hessler entscheide, mich damit aber zu kurz beschäftige, weil ich zu früh zur Open-Close Technik on Gordy Knudtson wechsle und danch zu einer dritten etc, könnte es sein, dass ich vieles bloß anreiße, die Oberfläche nicht durchdringe, und die mir das volle Potential von keiner Spieltechnik mir zu eigen mache. Beim 2. "strukturellen Fehler" trickse ich mich selbst aus, indem ich mir nur vormache, dass ich noch voll konzentriert übe, in Wirklichkeit aber nicht mehr bei der Sache bin und unreflektiert irgendeine Routine abspule.
Das effektivste und efizienteste Üben spielt sich allerdings in dem sehr schmalen Bereich dazwischen ab.
Dieser Gedanke ist sicher relativ gut nachvollziehbar, doch wie wir die beiden strukturellen Fehler in unsere täglichen Übepraxis
wirklich vermeiden können, ist vielleicht noch eine spannendere Frage.
Auch hierzu gibt es sicher unterschiedliche Strategien. So mancher Schlagzeuglehrer empfiehlt das Führen eines Übungstagebuchs, bei dem die Übungsziele vorab recht gut definiert werden. Dieser Vorschlag ist sicher zielführend und ich versuche zumindest einige Aspekte davon umzusetzen, indem ich mir immer wieder kleine datierte Notizen mache, die ich dann chronologisch abhefte. Die Notizen kann ich zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, wenn ich mich vielleicht nach einem halben Jahr entschließe an einem bestimmten Thema noch einmal weiterzuarbeiten. Diese Strategie nenne ich jetzt mal "cirkuläres Training", was meint, dass ich mich mit einem bestimmten Übethema vielleicht 3 Wochen intensiv beschäftige, es dann beispielsweise für 3 Monate liegen lasse, um dann wieder aktiv daran weiterzuarbeiten. Diese Strategie des "cirkulären Trainings" kann zur Schadensbegrenzung der "strukturellen Fehler" genutzt werden, da es zum einen schnellen Themenwechsel ermöglicht und mich dadurch bei Stimmung hält, weil sich die Ödheit der Langeweile dadurch vermeiden lässt und zugleich unterstützt mich die circuläre Strategie vor dem 2. strukturellen Fehler, einfach dadurch, dass ich mir auch schon mal erlaube, mich mit all den interessanten Dingen zu beschäftigen, die mich aktuell gerade faszinieren und mich richtig scharf gemacht haben und die ich auch noch ausprobieren möchte. So versuche ich mich bei üben genau in diesen schmalen Bereich einzupendeln, der zwischen dem des 'Überübens' und dem des "zu schnellen Wechselns" liegt und ich konnte mir dabei über einige Jahre die Freude am spielerischen Üben erhalten.
Da ich mich über meine mangelnde Spieltechnik ärgerte und ich mich für die Bewegungsbeobachtung interessiere, werfe ich darauf einen etwas längeren Blick, denn ich genieße jedes kleine Erfolgserlebnis, dass sich, wie ich inzwischen weiß, automatisch dabei einstellen wird. Ein Lernprozeß kann als Feedback-Schleife betrachtet werden und wenn diese beschleunigt wird, hat das seine Effekte. Als Autodidakt habe ich für viele Dinge ziemlich viel Zeit gebraucht. Dafür habe ich bestimmt, wo die Reise hingeht und wie und woran ich gerade arbeite, lag und liegt heute noch ganz in meiner eigenen Hand. Das ist natürlich sehr erfreulich, auch wenn ich manchmal etwas länger in eine Sackgasse gewandert bin. Doch gerade das sind mir sehr wichtige Erfahrungen, denn es sind unsere Fehler, von denen wir ganz besonders lernen können. Durch meine Fehler beim Üben habe ich sehr viel gelernt und Wichtiges entdeckt. Und wenn ich es schaffe, die von mir erkannten Fehler tatsächlich zu vermeiden, freue ich richtig. Meine vielen kleinen und großen Irrwege haben meinen Lernforschritt sicher sehr behindert, meiner Motivation und meinen Spaß am Trommeln und Musizieren aber überhaupt nicht geschadet, denn es macht mir weiterhin unglaublich viel Spaß und über meine kleinen Fortschritte freue ich mich doppelt, da ich sie in ihrem Wert durch die längeren Staagnationsphasen um so höher einschätzen kann. Ich genieße es zudem, mich auf meinen Reisen richtig treiben lassen zu können, da bin ich ganz in meinem Element. Dies gilt auch für meine Gedanken, denn obwohl ich oben so viel von Fokussieren, Strukturieren, systematischen Vorgehen etc. gesprochen habe, weiß ich, dass ich am glücklichsten bin, wenn ich mich einfach treiben lasse. Als ich 20 Jahre alt war und meine Ausbildung zum Elektroniker abgeschlossen hatte, legte ich meine Uhr ab und danch nie wieder an. Ich hatte damals eine bewusste Entscheidung getroffen, weil ich nie wieder darauf warten wollte, dass meine Lebenszeit verstreicht. Ich hatte keine Lust mehr mich zu langweilen und ich entschied mich damals dafür, meine Freiheitsgrade zu erweitern und nahm das Studium der Sozialwisssenschaften auf, ohne die geringste Vorstellung zu haben, wie ich damit später mein Geld verdienen könnte, aber mich interessierte die Erkenntnistheorie und die Methodenlehre. Wäre ich tatsächlich Sozialwissenschaftler geworden, würde ich heute Aktionsforschung betreiben, denn es geht mir bis heute eigentlich nicht um die Beschreibung des Ist-Zustandes, sondern um die Veränderung desselben. Ich interessierte mich auch nicht für die Tagespolitik oder für die aktuelle Mode, sondern viel mehr für die strukturellen Aspekte, die unsere Welt beherrschen, die die Muster unseres Denkens ausmachen und so ganz nebenbei dabei auch beschränken. Und wenn ich mich mit Musik beschäftige, interessiert mich eher eine forschende und eine experimentelle Perspektive. Improvisation hatte für mich sehr lange einen erhebliche höheren Stellenwert als Stagnation. Musik ist etwas sehr viel lebendiges, wenn sie lebt und atmet und sie sich immer wieder erneuert. Innovation, Forschung, Experimentieren das sind Dinge, die mich reizen. Auch in der Musik ist es mir wichtig meine Freiheitsgrade zu erweitern. Früher träumte ich von einem unerhörten Klang, von traumhaften Klangfarben, die so phantastisch sind, dass ein so lebendig generierter Sound eine echte Alternative zur komponierten Musik wäre ... Inzwischen habe ich einige weitere Visionen ohne dabei dem Rat eines Altbundeskanzlers zu folgen, der vorschlug dass jemand mit Visionen zum Arzt gehen sollte. Lust for Life. Jemand wie Iggy Pop hat sicher auch einiges probiert und seinen seinen Spaß gehabt. Ich freue mich über inspirierende Dinge und über alles, was mir Energie und Antrieb gibt, da ich auch mit Menschen zu tun habe, denen es an beiden mangelt. Ich denke, dass wir es selbst sind, die einen erheblichen Anteil an dem haben, wie wir die Welt wahrnehmen und dass es viel stärker in unserer eigenen Hand liegt, als es ein depressiv verstimmter oder ein resignierter Mensch für möglich halten würde. Wenn ich auf etwas stoße, von dem ich zuvor nicht den Schimmer einer Ahnung hatte, ist das oft ein tolles Erlebnis - und davon es gibt so vieles zu entdecken. So gesehen ist das Leben eine aufregende Reise. Wenn ich jemanden erklären sollte, was mich antreibt, würde ich sagen, dass ich gerne forsche, Neues entdecke, dass ich mich früher eher als Reisender definiert hätte, als durch meinen gelernten Beruf. Die Erfahrung aus der Arbeit mit depressiven Menschen hat mich darin bestärkt, dass wir oft nur das wahrnehmen können, von dem wir zumindest einen kleinen Ansatz von Ahnung haben. Und ich wundere mich bis heute über das Leben, das zumindest den psychisch etwas gesünderen Menschen soviel Energie und Lebensfreude schenkt, aber ich weiß auch, dass uns manche Erkenntnis nicht in den Schoß fällt und dass wir alle selbst etwas dazu beitragen müssen um aus der Quelle der Lebensfreude schöpfen zu können. Es gibt einige Modelle, an denen wir uns orientieren können, und diese Modelle können wir in unserer unmittelbaren Umgebung finden, wenn wir gelernt haben unsere Sinne zu gebrauchen, die Augen zum Sehen, die Ohren zu Hören und die Sinne zum Fühlen.
Ich finde Menschen faszinierend, die als Pioniere und als Erfinder imstande sind Neues zu gestalten und Neues zu entdecken. Ich finde Menschen faszinierend, die es schaffen mit sich und ihrer Welt in Zufriedenheit zu leben und ich finde Menschen faszinierend, die es schaffen mit anderen Menschen in Augenhöhe zu kommunizieren und zu leben. Solche Menschen finde ich unglaublich erfrischend. Wenn solche Menschen Musik produzieren ist das oft ein sehr schönes Erlebnis. Musik ist die Musik der Menschen und eine recht vielfältige Angelegenheit, da jeder Menschen sich auf seine Weise musikalisch ausdrückt. So betrachtet können wir uns weiterentwickeln, wenn wir daran arbeiten unsere kommunikativen Fähigkeiten zu erweitern und wir uns dazu befähigen mit anderen Menschen mit Freude zu spielen.