Da sich die investierte Übezeit nach Phil Maturana durch "Visualisation" reduzieren lässt, wollte das vertieft werden. Da mir mein Tempo beim Trommeln zu langsam war, wollte ich meine Spieltechnik verbessern. In einer alten Ausgabe der ''drums & percussion' stieß ich auf eine Workshop-Reihe, in der Claus Hessler dazu anleitet die Möller-Technik zu erlernen. Ich las seine schriftlichen Erläuterungen, versuchte seine Anleitung auf dem Übepad umzusetzen und arbeitete an den folgenden Tagen, daran mit der Übe-Schleife: : die Anleitung lesen und die dazugehörigen Fotos und Grafiken zu verinnerlichen - versuchen, die Bewegung zu realisieren : meine Bewegungsabläufe und meine Haltung nach und nach dem Vorgabe-Ideal anzunähern. Ich hatte lange gebraucht, um wirklich zu realisieren, 1. wie viele Wiederholungen erforderlich sind, um mit fokussierter Arbeit nur an minimalen Korrekturen zu arbeiten und 2. die entsprechenden Erkenntnisse durch nachhaltiges und fokussiertes Üben dann auch tatsächlich umzusetzen.
Denn Erkenntnisse sind sehr 'punktuell' und oft nur kurz im Bewusstsein und schwinden leicht, wenn sie nicht genutzt werden. Wie wir unsere Erkenntnisse nutzen, entscheidet daher, ob, wann und in welchem Grad wir von unseren Erkenntnissen tatsächlich profitieren können. Vor dem Hintergrund dieser Überlegung nahm ich mir mehr Zeit und versuchte mich mal etwas intensiver mit den einzelnene Phasen der Erarbeitung dieser einen Technik zu beschäftigen, um mich erst danach der 'Open-Close-Technik' von Gordy Knudtson, dem Drummer der Steve Miller Band, zu beschäftigen.
Ganz nebenbei stieß ich wieder auf das permutative Potentiel des Trommelns. Für seine Übungen zum Erwerb der 'Möller-Technik' nutzt Claus Hessler in besagten Workshops 1. basale binäre und ternäre Grundrhythmen und macht 2. bestimmte Vorgaben zum 'Sticking' und benutzt 3. durchgängig zwei idealtypische Dynamikstufen. Ein forschender Spieler kann beim 'spielerischen Üben damit schon einige durchprobieren und ...
Doch darum geht es nicht, wenn wir nachhaltig Üben und dazu beim ausgewählten Übungsthema bleiben möchten. Dann dabei konzentriere ich mich auf das zuvor ausgewählte Übeziel (z.B. die konstante Höhe der Sticks beim größte Ausschlag der Stockbewegung) und bevor die Aufmerksamkeit schwindet, fokussiere ich mich auf etwas anderes, beispielsweise den Stock in einem immer wieder gleichen sehr niedrigen Fellabstand kommen zu lassen, um dann beispielsweise einen konzentrierten Fokus auf das Gefühl im oberen Handrücken bei meiner Up-Stroke-Bewegung zu lenken, um mich später genau mit diesem Gefühl an die Bewegungssequenz zu erinnern beziehungsweise um mit meiner Vorstellung von diesem Körpergefühl auch meine Bewegung kraft meiner Vorstellung antriggern zu können.
Auch um an der Dynamik meiner Lautstärke beim Trommeln zu arbeiten, sind die in der Workshopreihe von Claus Hessler gemachten Vorgaben für mein Vorwärtskommen hervorragend nutzbar - und es lohnt sich über das Paradox anmutende Statement nachzudenken, dass bewusste Einschränkungen dabei helfen können, die eigenen Freiheitsgrade zu erweitern.
Entsprechend lohnt es sich für mich, mir bei der Einübung nach Claus Hesslers' Vorgaben bewusst sehr viel Zeit zu nehmen, als das sonst meine Art ist. Claus Hessler's Wokshopreihe findet ihr in der Zeitschrift drums & percussion, ab Heft 6/2004 und in den 6 Ausgaben von 2005. Und die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten! Ich nehme mir vor, mit den Original-Übungen noch über einen längeren Zeitraum weiterzuarbeiten. Diese Übungen eignen sich auch hervorragend um über mittels Kombinatorik forschend weiterzuexperimentieren.
Um meine technischen Möglichkeiten am Drum Set zu erweitern, schaue ich mir natürlich auch weitere Techniken an und die zweite von mir ausgewählte Technik ist die bereits erwähnte 'Open-Close-Technik', die von Gordy Knudson hervorragend präsentiert wird und die im Internet leicht zu finden ist. Um mir hier die Bewegungsabläufe ins Gehirn zu brennen beziehungsweise um eine klare und noch klarere Repräsentation von diesem Bewegungsablauf in meiner inneren Vorstellung aufzubauen (vgl. Immagination, Methode zur Verbesserung der innerlichen Vorstellungskraft) sehe ich mir das halbstündige Lehrvideo von Gordy Knudtson ziemlich oft an. Das lohnt sich natürlich aus sehr unterschiedlichen Gründen, denn die Lehrvideos von Gordy Knudtson sind einfach ganz hervorragend produziert und visuell und inhaltlich von hochwertigster Qualität! Super gemacht!
Doch zurück zur "Visualisation". Wenn ich mich nicht mit bestimmten Übethemen , wie oben beschrieben, befasse, verbringe ich viel Zeit mit dem, was ich "spielerisches Üben" nenne. Beim "spielerischen Üben" versuche ich beispielsweise eigentlich rein technische Übungen zu transformieren und sie gewissermaßen spielerisch zu interpretieren. Mit anderen Worten: Aus dem bloßen Üben soll reines Spielen werden.
Da ich mich mit den Möller-Technik-Übungen von Claus Hessler und der Open-Close-Geschichte von Gordy Knudtson etwas intensiver beschäftig hatte, und ich mich immer wieder an Phil Maturana's Statement erinnerte, versuchte ich mir morgens noch im Bett bestimmte Bewegungsaspekte und die damit verbundenen Körpergefühle innerlich vorzustellen, bevor ich mich, was ich gerne mache, nach dem Aufstehen direkt ans E-Drum Set zu setzen.
Nun arbeite ich seit einigen Monaten systematisch daran meine Koordination zu verbessern, weil ich meine vier Extremitäten bewusster und gezielter einsetzen möchte und es mir nicht nur um Auutomatisation geht. Mein Warm-Up-Konzept entwickle ich ständig weiter indem ich neuere Lernstoffe darin integriere. Ich freue mich, mit welcher Leichtigkeit sich inwischen Aspekte der Übungen zur Möller-Technik, aber auch der Open-Close-Technik in mein eigenes Übeprogramm integrieren ließen und mir wurde körperlich bewusst, dass ich plötzlich im wahrsten Sinne erfühlen konnte, was "Visualisation" bedeutet, wogenen ich zuvor nur eine sehr vage Vorstellung von dem hatte, was ich mir unter dem Begriff Visualisation vorzustellen konnte.
Meine Erkenntnis des heutigen Tages war, das die Methode der "Visualisation" überhaupt nicht irgend etwas Abstraktes oder igrendeine seperate Angelegenheit ist, mit dem ich mich irgendwann einmal beschäftigen würde. Tatsächlich verhält es sich viel einfacher, denn wir können alle schon mehr oder weniger gut Visualisieren und das machen wir bereits, wenn wir versuchen uns etwas vorzustellen. INteressant ist, dsss wir auch mit einfachsten Mitteln daran arbeiten können unsere Vorstellungskraft zu verbessern.
Hierzu möchte ich ein Beispiel geben: Wenn wir versuchen uns eine Person, die nicht anwesend ist, vorzustellen, ist das bereits der Versuch die Methode der Visualisation anzuwenden. Ich selbst bin jemand, dem es sehr schwer fällt, mir in meiner Vorstellung eine andere Person so vorzustellen, dass ich ein klares, scharfes deutliches Bild von dieser Person habe. Meine heutige Erkenntnis ist, dass wenn ich mir ein Foto von einer Person anschaue, die Augen vom Foto abwende und versuche diese Person zu visualisieren, dann würde mir das nur sehr unscharf gelingen. Wenn ich aber diesen Prozeß bewusst als Schleife wiederholen würde, und ich diese Schleife mit der Absicht, die Person des Fotos möglichst deutlich, klat und scharf konturiert mit Hilfe meiner Vorstellungskraft visualisieren zu lernen, dann und nur dann würde sich dieses Bild allmählich immer plastischer in meiner Vorstellung herausarbeiten können. Denn genau so eine Verbesserung gelang mir durch meine Arbeit der letzten Monate: Ich habe gelernt zwei bestimmte idealtypische Bewegungsabläufe zu visualisieren - und das gelingt mir sowohl im Bett und ohne Sticks, wie auch am Drum-Set während des Spiels und mit geschlossnen Augen. Ich habe begriffen, dass ich bestimmte Fähigkeiten nicht entweder habe, oder nicht habe, sondern dass ich an einer bestimmten Fähigkeit, die ich gerne erlernen möchte (zum Beispiel die Fähigkeit "Visualisieren zu Können") arbeiten kann und dass ich diese Fähigkeit durch Üben verbessern kann.
2022/12/01
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