2022/12/03

Kulturelle Teilhabe im Sozialpsychiatrischen Zentrum

Wie kann psychisch kranken Menschen die kulturelle Teilhabe ermöglicht werden? Diese Frage soll unsere Aufmerksamkeit auf das Potential der gestalterischen Möglichkeiten in der ressourcenorientierten Entwicklungsarbeit ausrichten.

Die Sozialpsychiatrischen Zentren (SPZ) in NRW entstanden nach der Psychiatrie-Enquete in den 70er Jahren. Die Verhältnisse, unter denen psychisch kranke Menschen in den großen Landeskrankenhäusern lebten, waren untersucht und als untragbar bewertet worden. Um ihre Situation zu verbessern, sollten die Landeskrankenhäuser aufgelöst werden. Um psychisch kranke Menschen gemeindenah zu versorgen, gesellschaftlich zu integrieren und um stationäre Aufenthalte in Wohnheimen und Krankenhäusern zu reduzieren, wurden in den 80er Jahren flächendeckend Sozialpsychiatrischen Zentren aufgebaut. Die Sozialpsychiatrischen Zentren werden von kommunalen, kirchlichen und freien Trägern betrieben. Da sie mit öffentlichen Aufgaben des Landes betraut sind, werden die 'Träger der Sozialpsychiatrischen Zentren' von den Landschaftsverbänden kontrollliert und finanziert. Die SPZ's können von kommunalen, kirchlichen und freien Trägern betrieben werden. Die 'Freien Träger' sind im Paritätischen Wohlfahrtsverband organisiert. Die Voraussetzung zur Anerkennung als Sozialpsychiatrisches Zentrum war der Vorbehalt von zumindest drei Segmenten einer Angebotspallete, zu der auf jeden Fall eine 'Kontakt- und Beratungsstelle' und ein 'Betreute Wohnen' für psychisch kranke Menschen der Region gehörten. Weitere mögliche Segmente waren beispielsweise Tagesstätte, Arbeitsangebote für psychisch kranke Menschen. Aufgabe der Sozialpsychiatrischen Zentren ist psychisch kranke Menschen in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen die die Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen.

Wie die Hilfe zur Teilnahme am kulturellen Leben in einem Sozialpsychiatrischen Zentren realisiert werden kann, ist spannend, da diese Frage unsere Aufmerksamkeit aktivieren kann für das reiche Potential der kreativen Prozesse. Wer kulturelle Teilhabe auf den Konsum von Kultur reduziert, verschenkt sehr viel Potential der ressourcenorientierten Ansätze. Karl Hörmann, der darauf hinwies, dass 'Therapie' auch als 'nachträgliche Pädagokik' betrachtet werden kann, und der Therapie in der Formel: Therapie = (Diagnostik + Erlebnisvertiefung + Handlungsaktivierung) skizzierte, entwickelte eine multimodale Methodik für die künstlerischen Therapien. So kann beispielsweise a) über die Schulung der Bewegungsbeobachtung oder b) über die Arbeit mit und am Fähigkeitsprofil (Igel-Model) bewusst eine ausgewählte Fähigkeit verbessert werden. Diese könnte in den kreativen künstlerischen Therapien ebenso wie in der künstlerischen Pädagoik in spielerischer Weise eingeübt werden. Und im entspannten, spielerischen Kontext erworbene und verbesserte Fähigkeiten, Kompentenzen und Handlungsmuster lassen sich natürlich auch auf Alltagssituationen transformieren. Nachdem uns die moderne Neurowissenschaft die vorteilhaften Bedingungen für die Erleichterung der Lernprozesse eröffnet hat, die Vorzüge des Spielerischen und die Notwendigkeit ausreichender Entspannung für das Lernen bekannt ist, müssen die Semantik und die Semiotik des Lernens einfach angewendet werden.

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