(mit Auszügen aus dem Interview von Heinz Kronberger in: drums percussion, 2002, Heft 1 , 14-19)
Walfredo Reyes, Allround Drummer und Percussionist, der auch mit Santana, Traffic und Steve Winwood auf Tour war, berichtete im Interview mit Heinz Kronberger auch von einer Audition, bei der lediglich straightes, kräftiges Spiel gefragt war und keine Cowbells, Synkopen oder Cuban-Rhythmen.
Nebenbei weist dieser Musiker darauf hin, dass es bei solchen Auditions „meist nicht um die Qualität des Musikers in Bezug zu seiner Technik [geht]. Es geht mehr um die persönliche Einstellung, den menschlichen Faktor, der auf einer langen Tour häufiger viel wichtiger ist als der reine technische Aspekt.“ (S.10)
Eine Tourvorbereitung bedeutet für ihn „in erster Linie, die Musik zu beherrschen und die Songs zu verinnerlichen, und dann natürlich auch körperlich und geistig fit zu sein, um einige Monate on the road zu überstehen.“ (S.10)
“Da ich die Songs anzähle oder mit Fills eröffne, habe ich einen kleinen Drum-Computer mit den Tempi programmiert, um möglichst jeden Song im perfekten Timing zu beginnen. Diese Musik ist voller Energie und Adrenalin, und daher bevorzuge ich diese Methode, um wirklich exakt zu sein.“ (S.10)
Walfredo Reyes Jr. schilderte seine Zusammenarbeit mit J.R. Robinson im Studio:
“Der Produzent legte uns die Musik immer auf den Kopfhörer, um dann danach die Aufnahmen zu machen. Ich konnte JR also sehen, wenn er mit seinen Sticks auf den Knien zur Musik trommelte, um danach den Take anzuzählen und häufig schon beim ersten Versuch eine perfekte Performance bot. In der Pause stellte ich mich vor und kam mit ihm ins Gespräch. Wir redeten auch über Timing und all diese Dinge und ich fragte ihn, welches Metronom er benutzen würde, um die Songs so exakt einzuzählen. Ich war damals noch ein Frischling im Business und wollte daher möglichst gute Tipps bekommen. Aber JR hatte gar kein Metronom. Er groovte sich lediglich beim Hören ein, um dann bei der Aufnahme das perfekte Tempo abzuliefern. Das hat mich schon beeindruckt, genauso wie Steve Gadd, der es z.B. versteht, einen Song schon beim erstenmal in absoluter Perfektion zu bedienen.“ (S.11)
Wir erfahren, dass Walfredo Reyes Jr. schon früh in Bands gespielt hat und dabei nur die Musik gemacht hat, die ihn interessierte. Er erinnert sich, dass er aus Sicht seines Vaters schon mit 12 Jahren ganz gut getrommelt habe. In diesem Alter weigerte er sich aber, Unterricht zu nehmen.
Auf eine intensive Beschäftigung mit Musik und dem Studium der Wurzeln vieler Rhythmen sollte Walfredo Reyes Jr. später aber nicht verzichten:
“Als mein Dad mir die ersten Jazz Platten vorgespielt hat, habe ich sie auch nicht verstanden und ignoriert. Erst später wurde mir bewusst, was da alles passiert, und dann habe ich angefangen, alle möglichen Stilistiken zu studieren. Um so weiter sich meine Studien und mein Spiel entwickelten, umso weiter ging ich in die Geschichte der Musik zurück. Man muss die Wurzeln vieler Rhythmen erforschen, um sie zu verstehen und einsetzen zu können.“ (S.14)
Auch dem Interview mit Walfredo Reyes J. kann also entnommen werden, dass auf ein Studium der Musik - und sei es auch ein eher autodidaktisches - nicht verzichtet werden sollte.
Die Strukturierung der Zeit ist sicher eine faszinierende Aufgabe. Die Anforderungen an das Timing variieren je nach Musikstil. Manchmal muß das Timing auf bestimmten Zählzeiten sehr genau stimmen, aber es lassen sich immer auch Spielräume für einen dynamischen Ausdruck auf der zeitlichen Ebene finden.
Quelle: Kronberger, Heinz (2002) Nicht nur Latin Drums. Ein Interview mit Walfredo Reyes Jr. In: drums percussion, 2002, Heft 1, Euskirchen: Reiner H. Nitschke Verlags –GmbH, S. 10-19)
www.drumsundpercussion.de
2005/11/30
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