2010/09/27

Musik in Medizin und Therapie
Mozart & Science 2010

Der internationale Kongress Mozart & Science 2010 widmet sich wieder der  Musik in Medizin und Therapie.
Dr. Roland Haas (Präsident der I.M.A.R.A.A.) - Mozart&Science 2008


Dr. Roland Haas, der Präsidenten der I.M.A.R.A.A. (International Music  & Art Research Association Austria), informierte heute ausführlich über den Kongress. Hier die aktuellsten Informationen:

Mozart&Science 2010 in Krems in Kooperation mit der International Association for Music and Medicine und dem Wissenschaftsmagazin Music and Medicine, Sage, Los Angelos.

Die IMARAA wurde 2003 in Wien gegründet, um der interdisziplinären Musikwirkungsforschung in Österreich eine Plattform zu schaffen. Es war allen Beteiligten klar, dass der Weg für Musik in die Medizin nur über den Nachweis ihrer Wirkung führen kann. Heute, 7 Jahre später, gibt die internationale Entwicklung auf dem Gebiet der Musiktherapie und der damit verbundenen Forschung dieser Einschätzung mehr Recht denn je.

Die IMARAA ist glücklich, dass diese Sichtweise nunmehr auch in Niederösterreich mit dem Studiengang Musiktherapie an der Fachhochschule in Krems einen Platz gefunden hat, umso mehr,
als hier künftig Stress- und Regulationsforschung, insbesondere unter Berücksichtigung der Chronobiologie, ein Schwerpunkt aller therapeutischen Studiengänge sein wird. 

Die Kongresse Mozart&Science spiegeln seit 2006 die rasante interdisziplinäre Entwicklung auf diesem Gebiet der Musikanwendung zu Therapiezwecken. 
Prof. Jaakko Erkkilä - Mozart&Science 2010
Seit 2008 erfolgte die Konzentration auf überwiegend medizinische, aber auch soziopsychiatrische und pädiatrische Themen. Dabei werden auch neurobiologische Themen nicht vernachlässigt, die auf eine stolze Österreichische Geschichte zurückblicken, war es doch hier in der Wiener Donau Konferenz 1972 und den Seminaren des Carinthischen Sommers seit 1973, bei denen erstmals international der Bezug von Musik und Gehirn diskutiert wurde. 

In diesem Sinn freuen wir uns als Programmkomitee der Konferenz – Vera Brandes, Dr. Roland Haas, Dr. Gerhard Tucek – mit Prof. Franz Halberg, Jahrgang 1919, erstmals in Österreich einen der international bedeutenden Wegbereiter der Chronobiologie im Kongress Mozart&Science 2010 präsentieren zu können (Keynote). Setzt man Musik in der Therapie ein, ist man in ganz besonderer Weise mit den rhythmischen, also zeitlichen Prozessen im Körper verbunden.
Franz Halberg war einst wissenschaftlicher Assistent an der Innsbrucker Universität, bevor er 1948 nach Boston, USA ging und sich den zeitabhängigen Phänomen der menschlichen Biologie widmete.
Mit Prof. Horst-Werner Korff (Keynote) von der Johann Wolfgang Goehte Universität in Frankfurt wird ein zweiter Vertreter der Chronobiologie sprechen, dessen Arbeit zur zellbiologischen und systemphysiologischen Erforschung chronobiologischer Ablaufe dem Ziel einer „Chronomedizin“ gewidmet ist.

Der methodische Aspekt ist bei Anwendung von Musik im therapeutischen Prozeß außerordentlich wichtig. Das zeigen die Studien, das zeigt die Literatur. Daher weist unser Kongress etliche praktisch und wissenschaftlich erfahrene Musiktherapeuten auf, die sich den Fragen der Methode und der zuverlässigen Einbettung in das medizinische Geschehen gewidmet haben. Dazu gehört Dr. Gerhard Tucek, der Studiengangleiter an der FH Krems, der zum Begriff der Evidenz sprechen wird, dann Prof. Thomas Hillecke von der Heidelberger SRH, ebenso Prof. Cheryl Dileo von der Temple University, Philadelphia, USA, 
Prof. Dr. Lucanne Magill - Mozart&Science 2008


Prof. Lucanne Magill von der University of Windsor, Canada, dann Prof. Clare O’Callaghan, Medical Health and Medical Research Council Fellow in Palliative Care, Melbourne, Australia oder Prof. Suzanne B. Hanser, Berklee College, Boston, USA, deren Grundlage die psychophysiologische Messbarkeit der Effekte ist, die Musik auszulösen vermag (Musikwirkungs-forschung) – denn mit diesen Ergebnissen lässt sich auch die Gesundheitsvorsorge revolutionieren.

Die diesjährige Programmgestaltung hat aber zugleich großen Wert auf die praktischen Beispiele, die gute Praxis und die reichhaltigen Erfahrungen im medizinischen Geschehen gelegt. Die Ärzteschaft und die Pflege aus Niederösterreich und ganz Österreich sollen die evidente Qualität musiktherapeutischen Einsatzes nach klar nachvollziehbaren Kriterien und wiederholbaren Ergebnissen an den Beispielen aus der ganzen Welt kennenlernen.

So ist es uns eine große Freude gleich zu Kongressbeginn eine der großen und berühmten Kliniken zu Gast zu haben – die Cleveland Clinic (Ohio, USA) – die sich als privates Unternehmen eine ganz Abteilung leistet, deren Programm der Einsatz von Musik, Tanz, Malerei und Gestaltung im medizinischen Kontext ist. Und dazu kommen, schon bei den oben genannten Referenten, konkrete Beispiele von therapeutischem Einsatz von Musik und Klang in der Schmerztherapie, in der Onkologie, in der Neuromedizin und Psychiatrie, in der Depression, hier gleich zweifach vertreten durch die Arbeiten von Prof. Jaako Erkkillä und Dr. Jörg Fachner, Finnlang und 
Vera Brandes - Mozart&Science 2008


Vera Brandes (Keynote), Wien. Sie hat eine der ersten placebo-geprüften klinischen Musikwirkungsstudien zur Depression vorgelegt.
Weiters sind die Schlafmedizin, die Stressmedizin und die Immunologie vertreten. Mit Prof. Isabel Fernandez Carvajal und Prof. Neysa Navarro von der Universtität Valladolid, Spanien, stehen die Gene auf dem Prüfstand der Beeinflussbarkeit durch gezielte Musikanwendung, auch Dr. Barry Bittmann, u.a. Vorsitzender des Yamaha Music&Wellness Instituts, PA, USA, forscht in diesem Gebiet und macht sich die Wirkungen aktiven Musizierens für die Angebote im Mind-Body-Wellness Center zunutze.

Der Kongress bietet im Thema kindlicher Bindung im Mutter-Kind-Verhältnis und hier der Bedeutung des Klangs und von Musik eine Antwort die Frage, wo die enge Beziehung zwischen Mensch und Musik entsteht. Die lange Menschheitsgeschichte mit Ton und Klang wird durch den Fund der 35 000 Jahre alte Flöte  in der Geißklösterlehöhle in der Schwäbischen Alb in Deutschland belegt. Doch man muss auch verstehen, warum in jedem einzelnen Menschen und zwar weltweit, Ton und Klang so viel auslösen kann. Denn die Sozialisations- und Bindungsforschung lässt uns  individualgeschichtlich verstehen, warum Klang und Musik so bedeutend in jeder menschlichen Entwicklung sind und daher auch im Krankheitsfall aktiviert werden können. 2006 haben Prof. Colwyn Trevarthen, Edinburgh, UK, 
Prof. Dr. Daniel N. Stern - Mozart&Science 2008 


und 2008  Prof. Daniel J. Stern, Lausanne, CH,  dieses Thema auf dem Kongress vertreten, heuer freuen wir uns, mit Prof. Sandra Trehub (Kanada) endlich die Forscherin der Mutterstimme präsentieren zu können. Im Rahmen pädiatrischer Musiktherapie werden auf dem Kongress auch Alex Doman, USA, und Dr. Thomas Stegemann, Deutschland, zu hören sein.

Der Kongress trägt auch den internationalen Perspektiven der Musiktherapie Rechnung: so spricht mit Dr. Sumathy Sundar die Pionierin der neuen  indischen Musiktherapie und Dr. Bussakorn Binson von der Chulalongkorn Universität berichtet über ihre Forschung und Praxis in Thailand. Im übrigen nehmen insgesamt 31 Referenten und Referentinnen, auch aus England, Amerika, Spanien, Australien, Kanada, Frankreich, Finnland, Libanon, Deutschland und Österreich teil. Darüber hinaus kooperiert Mozart&Science für diesen Kongress mit der International Association for Music and Medicine, deren Präsidentin, Prof. Jane Edwards aus Limerick, Irland, auch zur Kongresseröffnung sprechen wird. Die Association hält ihre Generalversammlung in Krems am 7.9. ab und die „peer-reviewed“ wissenschaftliche Zeitschrift „Music and Medicine“ des Verlags Sage, Los Angelos, USA, wird das diesjährige Treffen des ‚scientific editorial board’ in Krems halten.
  
Der Kongress Mozart&Science 2010 bietet ein Workshopprogramm am 4. November noch vor der Kongresseröffnung an. Eine Besonderheit wird dabei die Veranstaltung „Sing dich Gesund“ sein – ihr Leiter ist der Musiker Taato Gomez aus Chile, der Reinhard Fendrich zu europäischen Hits und Gold- und Platin-Auflagen verhalf. 

Referenten wie  Prof. Damir Janigro, Neurobiologe und Psychiater, Sohn des bekannten Konzertchellisten und Dirigenten Antonio Janigro, oder die ausgebildeten Konzert-Pianisten Dr. Kamal R. Chemali von der Cleveland Clinic und Prof. Dr. Klaus Felix Laczika sind interessante medizinisch-musikalische Doppelexistenzen im Programm.

Zuletzt rundet eine Poster-Ausstellung die internationale und wissenschaftliche Beteiligung an der Konferenz Mozart&Science 2010 ab. Die Ausstellung wird auch im Rahmen der Aktion ‚Lange Nacht der Wissenschaften’ in Krems gezeigt. Am 5. und 6. November wird die ORF Moderatorin Doris Glaser das Publikum im Hauptsaal durch  das Programm führen, weitere Moderationen übernehmen die Musikwirkungsforscherin und Vizepräsidentin der Music and Medicine Association Vera Brandes,  Dr. Gerhard Tucek, Musiktherapeut und Studiengangsleiter an der FH Krems und Dr. Roland Haas, Präsident der I.M.A.R.A.A. und CEO der Sanoson ‚Musik die wirkt’ GmbH.  Die Referate finden in zwei Sälen parallel statt - (Ausnahmen Keynotes) – Kongresssprachen sind Deutsch und Englisch, es wird simultan in beiden Vortrags-Sälen übersetzt. 
Mozart&Science 2008
PS: Hier geht es zum Bericht über Mozart&Science 2010.


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