2006/02/22

Komponieren für Film und Fernsehen

Im Handbuch zum Komponieren für Film und Fernsehen präsentiert Norbert Jürgen Schneider unter anderem folgende anregenden Worte:

„Tanz, Bewegung, Vibrieren kann nie anders als auf das eigene Subjekt bezogen werden. Deshalb ist das Ohr, verschaltet mit der urzeitlichen Welt des Zwischenhirns, so bedingungslos subjektiv.“ (Schneider, 1997, 76)

Die Welt des Zwischenhirns ist folglich auch dadurch charakterisiert, daß es sich um eine Welt handelt, in der nichts existiert, was ohne Bedeutung für das Subjekt wäre." (Schneider, 1997, 77)

„Der Ansatz eines Komponierens für Film geht hier deshalb nicht von musikalischen Einheiten wie Motiv, Thema, Melodik, Variation, Harmonik oder Form aus, sondern vom primitivsten Material des Musikers: von den Phänomenen Raum, Zeit, Klang und Spannung. (Schneider, 1997, 78)

“Bereits für den Klangfarbenreichtum (Obertonreichtum) und die Klangfarbenmodulation eines einzelnen Tones verfügen wir über keine Notation. Alle körperbezogenen Aspekte (etwa die Verbindungen zu Stimmklang, Körperhaltung und Tanz) wurden bei der schriftlichen Fixierung vernachlässigt und deshalb vergessen. Dieser Verlust an Körperlichkeit erwies sich als Verlust an subjektiver Energie.“ (Schneider, 1997, 83)

“Elektronische Klänge ohne diesen Bezug zum menschlichen Leben wirken sehr schnell abstrakt. Synthetische Musik gerät leicht in die Nähe einer „l’art pour l’art“-Ästhetik der sogenannten „autonomen“ Kunstmusik, die oft kopfgesteuert (nach formalen Prinzipien und weniger aus einem Ausdrucksbedürfnis heraus) erfunden wird. Archaische Musik ist immer konkret gewesen: Sie ist situativ, sie bezieht sich auf eine Lebenssituation, Menschengruppe oder Tätigkeit. Sie ist immer funktional, dient kultischen oder theatralischen Handlungen, dem Ausdruck von Emotionen, Lebensgefühl, dient zum Tanz, soll Ängste beruhigen.“ (Schneider, 1997, 84)

Quelle: Schneider, Norbert Jürgen (1997) Komponieren für Film und Fernsehen. Ein Handbuch. Mainz: Schott

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