Maria Gresz (RTL-Spiegel TV-Magazin am 22.01.2006) leitete den Beitrag 'Die Getto Kinder von Neuköln und Kreuzberg' mit den kommentierenden Worten ein:
"... Nur wenige der überwiegend moslemischen Kids, die in Berlin Neuköln geboren sind, verlassen den Kiez irgendwann und kommen in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit an. Statt dessen bleiben sie unter sich und zahlen am Ende den Preis dafür. Denn wer in einem Umfeld aufwächst, wo Schule nur ein notwendiges Übel ist, wo Mama nicht Deutsch lernt, weil sie nicht darf, wo der morgentliche Gang zum Sozialamt und nicht zur Arbeit ist, wer so aufwächst, setzt sich andere Ziele um sein Selbstbewußtsein zu stärken. Ein Prügelei mit den fremd gebliebenen Deutschen ist nur eine der Möglichkeiten."
Der Beitrag des TV-Magazins zeigt Jugendliche, die in alarmierend selbstverständlichem Tonfall über Gewaltanwendung und Delinquenz berichten. Berlin, Kurt Löwenstein-Schule: hier müssen sich die Lehrer mit den aufgezeigten Problemen auseinandersetzen und es heißt: "Als Lehrer ist man schon froh, wenn die schlimmsten Gewaltausbrüche außerhalb des Schulgeländes stattfinden." Die Lehrer versuchen zu tun, was in ihren Kräften steht: Kommentar der Berichterstatter: "Verhaltensauffällige Jugendliche versucht die Schule im sogenannten Trainingsraum mit Sonderbetreung zur Einsicht zu bringen. Drohende Konsequenz: Nach 4 Besuchen werden die Eltern benachrichtigt." Soviel zum im Fernsehen gesendeten Beitrag.
Hier stehen Schulpädagogen also vor erheblichen Problemen. Um diese effizient und effektiv zu bearbeiten, darf nach Ansicht des Musiklabors auf eine 'Wurzelbehandlung' nicht verzichtet werden.
Der Bericht illustriert sehr anschaulich was passieren kann, wenn öffentliche Gelder weiterhin vermehrt zur Förderung von Eliten verwendet und der breiten Bevölkerung entsprechend zunehmend entzogen werden. Wer in unserer Gesellschaft nicht (mehr) fit ist, kann seine Interessen in der Konkurenz der Interessen nur noch unzureichend anmelden und vertreten, ihm droht die Vernachlässigung. Dies betrifft mit zunehmder Härte neben den Schwachen auch die Kleinsten und die Ältesten in unserer Gesellschaft. Wenn die öffentliche Interessenvertretung verloren geht, erfolgt zumeist eine zunehmende Vernachlässigung. Die öffentliche Aufmerksamkeit wird oft dann erst wachgerüttelt, wenn 'das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist'. Dies betrifft alos nicht nur ausländische Jugendliche, sondern generell jeden, der an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt wird.
An dieser Stelle soll nur ein Aspekt hervorgehoben werden. Es ist der Aspekt der Struktur, präziser der Makrostruktur:
Nach den Ausschreitungen vernachlässigter Jugendlicher in Paris, richtete sich auch in Deutschland sowohl das Interesse wie auch die besondere Aufmerksamkeit wieder auf wichtige Fragen der Sozialpolitik.
Wenn im öffentlichen finanziellen Kreislauf fleißig Gelder des Sozialetats ineffizient eingesetzt oder gar abgesahnt werden, bleibt das in der Öffentlichkeit längst nicht mehr unkritisiert. Vergleiche hierzu das Internetforum der tv-Sendung Monitor des WDR: http://www.wdr.de/tv/monitor/forum/read.php?f=1&i=6134&t=6075
Im Monitor-Forum wird deutliche Kritik geübt und die Qualität der Steuerung bei den Ausgaben öffentlicher Gelder in Frage gestellt.
Kritisiert wird, dass öffentlicher Gelder umgeleitet werden, dass ein gerissener Manager den großen Strom von Geldern aus dem Sozialetat in ein Rinsal verwandelt. Kritisiert wird, dass einzelne Einrichtungen sich mit diesen Geldern aufblasen und dass die öffentlichen Mittel nicht da ankommen, wo sie ankommen sollen.
Worauf richtet sich diese Kritik nun genau?
Beanstandet wird vor allem, dass das Ziel nicht erreicht wird. Wenn am Ziel vorbeigeschossen wird, erübrigen sich bekanntlich Effektivitäts- und Effizenzprüfungen. Angesagt ist eine zeitnahe Nachjustierung, so dass das zu erreichende Ziel auch getroffen werden kann.
Heute wissen wir sehr genau, wie begrenzt die öffentlichen Ressourcen sind, wie knapp also auch das Sozialbudget ist. Das ist genau der Grund, warum äußerst gewissenhaft mit öffentlichen Geldern umgegangen werden muss!
Gerade wenn auf der volkswirtschaftlichen Makroebene bei der Steuerung von finanziellen Strömen Fehlern erkannt werden, ist eine schnelle Schadensbegrenzung angezeigt.
Dies gehört sicher zu den wichtigsten Aufgaben der Verantwortlichen auf den obersten Verwaltungsebenen. Wir erinnern uns, dass die Steuerung der öffentlichen Ausgaben zu wichtigsten volkswirtschaftlichen Aufgaben der Verwaltung gehört und hier hochbezahlte Experten für qualifizierte Arbeit stehen (sollen).
Hier gilt es dafür zu sorgen, dass die auszuteilenden Gelder auch dort ankommen, wo sie ankommen sollen.
Aus diesem Grunde gehört also neben der bloßen Verteilung der Budgets auch die Kontrolle zu den volkswirtschaftlich relevanten Aufgaben auf dieser Ebene. Bei dieser Kontrolle müssen Fehler oder Fehlsteuerungen bei der Ausgabe der öffentlichen Gelder über eine differenzierte und subtile Steuerung ständig nachjustiert und korrigiert werden.
Die Erfüllung dieser Aufgabe kann anhand von Qualitätskrierien bewertet werden:
Das Ziel muss getroffen werden, es darf nicht verfehlt werden. Wenn die finanziellen Ströme in möglichst großer Stärke dorthin gelangen, wo sie eingesetzt werden sollen, ist die wichtigste Voraussetzung gegeben. Erst dann macht es wirklich Sinn den Grad der Qualität anhand von Kriterien wie Effizienz und Effektivität zu überprüfen.
Die Makro-Steuerungsebene hat zu beachten, dass im Rahmen der sogenannten 'Neuen Ökonomie im Sozialwesen' die Zwischenempfänger im Zuge der sogenannten 'Neuen Ökonomie im Sozialwesen' zunehmend betriebswirtschaftlich orientiert sind.
Die Steuerung ist daher gefordert schnell und flexibel zu reagieren, denn betriebswirtschaftlich orientierte Einrichtungen orientieren sich nach den Gesetzen des Marktes und sie reagieren extrem schnell auf nachjustierte Steuerungen. Weil eine schnelle Reaktionszeit auf der Steuerungsebene durch die Bedingungen des Verwaltungshandelns nur bedingt erreicht werden kann, gehört dies sicher zu den großen Problemen auf dieser Makroebene.
Doch auch der soziale Sektor bedarf einer kritischen Selbstreflexion. Entsprechend dem Systemtheoretiker Niklas Luhmann hat jedes soziale System eine interne Binnenlogik.
Wir dürfen darauf hinweisen, dass die Mitwirkenden im 'System der sozialen Sicherung
Gesundheitssystem' sich in Ihrer Binnenlogik unterscheiden (sollten) von den Mitwirkenden des ökonomischen Systems (Wirtschaft).
Die zunehmende monetäre Orientierung im 'Sozialsystem' führte meiner Ansicht nach zu einem erheblichen Identitätsverlust bei den Mitwirkenden im System der sozialen Sicherung der Bundesrepblik Deutschland. Dies gilt zunächst klar zu erkennen. Wir sollten den Ist-Zustand deutlich erkennen. Dann aber sollten wir unseren Blick auf die Zukunft richten. Dies gilt, wenn wir die Zukunft gestalten wollen.
Was wir anstreben sollten ist nicht das brillante Händeln von Ausnahmezuständen. Feuerwehreinsätze als Dauerzustand machen nicht nur keinen Spass, sondern verweisen auf qualitativ schlechte Arbeit, bei der die Ausnahme zur Regel wird.
Wer engagiert ist und Spass daran hat, die Zukunft zu gestalten, blickt nach vorn und packt die notwendigen Aufgaben beherzt an.
2006/01/23
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