2011/08/08

Ein erotisches Verhältnis zu sozialen Unterschieden


Derzeit wird wieder nachgedacht. Wer interessierte sich vor 2008 schon für die Haushaltsführung? Ich möchte jeden Tag etwas dazu lernen. Heute gab’s noch nichts, bis ich über den Satz stolperte: "Neoliberale haben ein erotisches Verhältnis zu sozialen Unterschieden."

Ein schönes Satz, wenn es um 39 Billionen Dollar Schulden geht. Die beiden Autoren denken über Haushaltsführung nach. Sie vertreten den Standpunkt, dass Staaten sich nicht unnötig abhängig machen sollten. Offenbar ist da in der Vergangenheit einiges versäumt worden. Globalisierung in Form von politischer Deregulierung war, wie wir heute wissen, ein Nährboden für Zocker und Abzocker auf unkontrolliertem Finanzmarkt. Ein Selbstläufer mit Strukturwandel als Strukturabbau, der dann irgendwann einst stolze Staaten aussehen lässt, wie unreife Halbwüchsige, denen das Geld aus den Händen rinnt und die mit ihrer Haushaltsführung vollkommen überfordert sind. Doch das Leben ist ein Prozess, es gibt kein "dickes Ende", es läuft weiter. Für manche auch nicht. Doch auch die Struktur kann verändert werden. Um das zu erkennen braucht es vielleicht die Krise.

"Der Staat, der heute Schulden macht, geht nicht zu seiner Hausbank, er sitzt keinem seriösen und im Zweifel staatstragenden Gläubiger gegenüber, nein, dieser Schulden machende Staat steckt seine Hand in das Maul des Löwen, er liefert sich den Rating-Agenturen aus, den Börsen, den Hedgefonds ... Schulden unterwandern den Staat, sie machen die Politiker zu Laufburschen der Banken, zu Nothelfern der Märkte, sie entwürdigen die Politik und die Demokratie."

Freiheit bedeutet eine gewisse Unabhängigkeit, wenn Staaten mit ihrer Haushaltsführung überfordert sind, bedeutet diese Situation eine erhebliche Behinderung. Der behinderte Staat. Die Finanzkrise hat viele Menschen dazu gebracht mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir wünschen uns eine autonomere Politik.  Dazu muss sie wieder unabhängiger werden. Die Verantwortung fängt im Kopf an. 

Literatur:
Mehr Staat mit weniger Geld! Obamas Niederlage ist ein Menetekel für die europäische Linke. Sie muss lernen: Schulden sind reaktionär. Von MARC BROST und BERND LRICH in: DIE ZEIT Nr. 32, 4. August 2011, Seite 3. 

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