2010/05/14

'Erkenntnisse' von Leonard Bernstein

In seinem Buch 'Erkenntnisse’ (original: Findings) veröffentlichte der Dirigent und Komponist Leonard Bernstein bemerkenswerte Gedanken über die Essenz der Kunst.

„Ich glaube an den Menschen. Ich empfinde, liebe, brauche und schätze den Menschen mehr als alles andere, mehr als Kunst, als Naturschönheiten, als organisierte Frömmigkeit oder nationalistische Bündnisgebilde.“ (Leonard Bernstein, Woran ich glaube, 1954)

Leonard Bernstein, für den Menschwürde nur besitzt, wessen Zuneigung der Würde seines Mitmenschen gilt, erläuterte im Jahr 1946, dass Spaß das X in jeder Gleichung ist, die herauszufinden sucht, warum es die Künste überhaupt gibt.

Einen ehrenwerten Künstler verstand Leonard Bernstein auch 25 Jahre später noch als Quell des Humors und des Lachens:

“Lassen Sie mich erklären, was ich unter ehrenwert: verstehe.
... Zunächst und vor allem ein verbissen hart Arbeitender, ein Qualen Leidender, ein nie Zufriedener und doch durch den bloßen Akt des Erschaffens eines Werkes stets Belohnter.
... Viertens: ein ein sozial orientiertes Gewissen Besitzender, der die Gesellschaft sogleich liebt, als auch ihr unbestechlicher Kritiker ist; also natürlich, ein halsstarrig Radikaler.
Fünftens: ein Quell des Humors, des Lachens, sei es verwegen, verachtend oder verhalten; ein Wettkämpfer, in den ureigenen Wettstreit des Erschaffens vernarrt.
Sechstens: ein Experimentierer; aber einer, der mit Material aus seinem Inneren, seiner Persönlichkeit experimentiert. .... “ (Leonard Bernstein, 1983, 105)

Weisheit und Verstehen gehören nach seiner Rede anlässlich des 70. Geburtstags seines Vaters zusammen.

Und im ’Lobgesang für Lehrer’ stimmt Leonard Bernstein an:

„ ... ein großer Lehrer ist einer, der aus seinen Schülern Funken herausschlagen kann, Funken, an denen ihr Enthusiasmus für Musik – oder was immer sie studieren – schließlich Feuer fängt. (denn nur aus Enthusiasmus kann Neugierde entstehen, und nur, wer neugierig ist, besitzt den Willen zu lernen. Alles Wissen entstammt dem Wunsch zu wissen.“ (Leonard Bernstein, 1963)

Quelle:
Leonard Bernstein. Erkenntnisse. Deutsche Übersetzung von 1983, Albrecht Knaus Verlag, Hamburg.

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