Wer nach modellfähiger Kulturförderung sucht, könnte auf die Arthaus-Galerie stoßen. Dort stellte Dr. Heinisch letzte Woche die Frage: Wo ist denn die Kultur in dieser Stadt?
Auf einer Vernissage war diese Frage des Bürgermeisters natürlich rhetorisch, denn die Kultur ist hier, die Arthaus-Galerie ist im Rathauscenter.
(Ruth Ortlinghaus, Bürgermeister Dr. Jan Heinisch)
Die Stadt Heiligenhaus bietet regionalen Künstlern seit 2006 das leerstehendes Ladenlokal zur kostenlosen Nutzung. Da sie zentral gelegen ist, kann die Arthaus-Galerie gut erreicht werden; sie verfügt über einen hellen Raum mit vielen Schaufenstern. Die Kulturschaffenden, die hier aktiv sind, organisierten sich selbst und nutzen dabei Synergieeffekte über das Stadtmarketing. Die Kulturjournalistin Ruth Ortlinghaus bietet der lokalen Kunstszene zudem eine engagierte Partnerin.
Da die Arthaus-Galerie ein gutes Modell für die Kulturförderung bietet, war sie am Tag der offenen Ateliers im Neanderland (TATORTE) besonders interessant. Während in leerstehenden Geschäften meist nur vorübergehend ausgestellt werden kann, wird dieses bürgernahe kulturelles Projekt bereits im dritten Jahr getragen. Auch wenn der Erhalt der Räume nicht gesichert ist, erzeugte die Rede des Bürgermeisters eine optimistische Stimmung. Und im Stillen hoffen die Künstler, dass so schnell keine neuen Mieter für ihr Ladenlokal gefunden werden.
(Doris Peters, Anneliese Schmidt, Ilona Peter, Irene Drehmann)
Die Heiligenhauser Kunst- und Kulturförderung baut hier auf eine aktive Basis und fördert damit nebenbei ein erhebliches ehrenamtliches Engagement. Vielleicht war genau das der Schlüssel für den Erfolg. Eine Orientierung am Heiligenhauser Modell sollte allerdings den Aspekt der Nachhaltigkeit auch bei der Finanzierung im Auge behalten.
Nähern wir uns der in der Arthaus-Galerie präsentierten Kunst, liegt das direkte Gespräch mit den ausstellenden Künstlern auf der Hand. Die Fotografin Irene Drehmann liebt es die Stimmung im Nebel einzufangen.
(Irene Drehmann, Ruth Ortlinghaus)
Das Angerbachtal und der Baldneysee werden von ihr gezeigt. Aber auch im Nebel gibt es Momente, in denen die Sonne durchkommt. Irene Drehmann erklärt die von ihr entwickelte gemischte Technik: "Ich will weg von den klaren, scharfen Bildern. Ich will im Gegenteil malerisch verschwommene Sachen machen, um mehr Stimmung zu erzeugen, um auch durch die Art der Fotografie die Stimmung wiederzugeben."
Ilona Peter arbeitet ganz anders: "Das ist einfach Phantasie. Ich male nicht nach Motiven, ich male auch nicht nach Vorlagen. Alles, was ich gemalt habe, das ist bei mir im Kopf. Das gilt auch für meine Portraits und Akte. ... Ich male nie so exakt aus, deute nur an, lasse viel stehen und lasse viel offen für die Betrachter, die so ihre eigenen Gedanken einbringen können."
(Ilona Peter)
Die Kulturjournalistin Ruth Ortlinghaus erläuterte: "Malerei gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", dieses Wort von Paul Klee könnte über den Werken von Ilona Peter stehen. Ruth Ortlinghaus erläuterte auf der Vernissage die Herangehensweise einer weiteren Künstlerin: "Die Natur ist für Frau Anneliese Schmidt Faszination und Inspiration zugleich. Die Natur so zu malen, wie sie ist, lautet ihr Credo. Hier zu sehen sind Landschaften , die sie auf den vielen reisen oder Spaziergängen fotografisch festhält, im Atelier zuhause noch erinnerungsnah ausmalt. Hier benutzt sie eine besondere Technik mit . Die Malerin fasst die Farben ganz kurz an und reibt sie mit den Fingern in das Papier ein. Die Wirkung dieser Malweise ist spontan, natürlich authentisch ..."
Auch Doris Peters beschrieb, wie sie ihre Bilder entstehen lässt:
Das Bild ist von 1995. Ich gebe meinen Bildern keine Namen, damit die Betrachter sich selbst damit identifizieren können. Ich persönlich empfinde da eine Innigkeit, eine Vertrautheit zwischen diesen beiden Personen, auch wenn der eine mal ein bisschen zur Seite guckt. Aber das macht nichts, jeder kann ja seinen Gedanken freien Lauf lassen, aber es ist trotzdem eine Innigkeit zwischen diesen beiden Personen.
Wie entsteht denn so ein Bild? Wie ist dieses Bild entstanden? Hatten Sie die Idee vorher im Kopf oder entwickelten Sie die ...
Nein. Ich entwickle die Idee. Das ist eine Stimmungssache. Ich bereite mir die Bilder einfach von der Farbe her vor. Mit Aquarellfarben. Danach schaue ich mir an, was an Verläufen schon da ist, an Farbverläufen. Und dann frage ich mich: Was sehe ich in dem Bild?
Und das ist eine reine Stimmungssache, in der ich an diesem Tag oder an diesem Abend bin, und dann entwickelt sich das.
Das heißt, Sie haben dann schon eine Stunde oder sogar mehr schon investiert?
Ich habe erst mal nur mit Farben gespielt. Ja. Ich sehe jetzt die Farben, und das ist einfach eine Stimmung, die aus mir heraus kommt: Was empfinde ich an dem Tag oder an dem Abend? In welcher Verfassung bin ich selber? Und dann fange ich das Bild an.
Ich habe früher sehr viel figurativ gemalt, weil ich auch mit Menschen zu tun hatte. Mein Mann ist Mediziner, ich habe in der Praxis mitgearbeitet, und mich hat der Mensch immer interessiert. Ich habe auch sehr viel porträtiert. Dabei hat mich der Mensch immer sehr interessiert, in seiner Aussage, in seiner Stimmung, in seinen Gefühlen. Das habe ich einfach zum Ausdruck gebracht.
Das zum Beispiel ist für mich ein Theaterbild.
Auch hier habe ich erst mal mit den Farben gespielt. Und dann sieht man natürlich: Och, das ist ja, so, wie die Farbverläufe waren – das kann ja nur Theater sein.
Die Musik zur Vernissage lieferte Swinxxxxx, das Saxophon Quintett der Musikschule Heiligenhaus:
Florentin Schmidt (Bariton)
Mark Twartzik (Tenor)
Angelika Denski (2. Alt)
Nico Vetters (2. Alt)
Fabian Heis (1. Alt/Sopran)
2009/05/02
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen