Nun ergab es sich, dass die Beobachter der Gesellschaft einen Werteverlust beklagten. Fassungslos standen offenbar diejenigen, denen der Glaube an die Verantwortung der Elite zueigen war den Ereignissen der letzten Wochen gegenüber.
Auch beim Regierungswechsel von der SPD zur CDU hatte sich gezeigt, dass einer, dem Verantwortung zugeschrieben worden war, schlicht und einfach auf die ehrbare Übernahme derselben verzichtet hatte, wodurch einmal mehr jedes Individuum angemahnt und auf sich selbst zurückgeworfen worden ist.
Der Mythos des verantwortungsvollen Politikers zerbrach jedoch nicht erst, als der Politiker seine gesellschaftliche Aufgabe hintan der eigenen Wirtschaftsförderung stellte.
Auch der Mythos vom verantwortungsbewussten Geschäftsmann erhielt sich nur beim Naiven bis zuletzt, doch die Logik der Wertepiramide ließ sich kaum noch ignorieren, als der Gierfaktor einstmaliger Hoffnungsträger zunehmend sich aufdeckte, nicht erst seit der Affaire der Steuerhinterziehung.
Doch mit Entsetzen nahmen wir gestern war, wie der Werteverlust in Amerika von dem Amerikaner Cormac McCarthy beschrieben wird. Für uns, die wir das Buch meiden, ist dieser gesellschaftliche Spiegel inzwischen auch als leicht konsumierbarer Film zugänglich.
Lange hieß es, dass Deutschland der Neuen Welt folgt, wenn auch zeitversetzt. Der Film No Country For Old Men präsentiert den Zustand einer sich stark veränderten Welt. Wie reagieren die Beobachter der Gesellschaft auf den Zerfall der Werte? Das Lügen wird offenbar zunehmend akzeptiert. Kriege werden geführt, deren Anlass auf die Lüge baut; die Entlarvung der Lüge bleibt zunehmend folgenlos oder wird gar als erforderlich für erfolgreiches politisches Agieren bewertet. In No Country for old Man erreicht die Akzeptanz der Gewalt eine apathische Dimension, die uns zur Reflexion der Realität verführen kann.
Die Aufgabe der Kunst besteht doch gerade auch darin, der Gesellschaft einen Spiegel zu reichen um das 'Erkenne Dich selbst' zu unterstützten. Denn die Neigung sich solcher Erkenntnis zu entziehen ist mehr als groß. Doch hat der Autor Paulo Coelho in seinem erfolgreichsten Roman einen solchen Prozess illustriert. Sein Held kommt zur Erkenntnis:
"Ich bin wie alle Menschen: Ich sehe die Welt so, wie ich es gerne hätte, und nicht so, wie sie tatsächlich ist." (1)
Und so zeigt sich nicht nur bei Obacht auf die veränderte Heldenrolle 'No Country for Old Man' als zeitgemäßes Werk.
Film: Joel und Ethan Coen 'No Country For Old Man' basierend auf den gleichnamigen Roman von Cormac McCarthy.
Roman: Paulo Coelho (1996) Der Alchimist. Zürich, Diogenes, 47.
2008/03/16
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