2008/10/12
Die Kunst: mehr als Politik und Pädagogik
Politik. Am Anfang war das Wort. Doch gefordert wurde dann auch die Wahrheit. Und immer wieder motivierte der Wille zur Macht. In 'Macht Politik!' beschreibt Franz Müntefering die Politik als Handarbeit. Werner A. Perger stellt Münteferings "gute Politik" als visionären Pragmatismus vor: "Sich nicht gut schminken, keine Wolkenschieberei machen, keine fantastischen Ideen, sondern konkret die Sache gut machen."
Während Wissenschaft sich bemüht die Wirklichkeit zu beschreiben, ist die Aufgabe der Kunst eine andere. Und so ist Kunst eben Kunst und weder Politik, noch Pädagogik, Wissenschaft oder gar Therapie. Und doch sieht sich die Kunst all diesen Disziplinen gegenüber und hat mit ihnen zu tun. Die Kunst des Menschen hat mit dem Leben zu tun, mit Wahrnehmungen und Erfahrungen. Zur Gestaltung des Lebens gehört das 'Erkenne Dich selbst'. Die Themen 'Macht' und 'Erweiterung der Freiheitsgrade' werden in der Kunst anders angegangen als etwa in der Politik. Auch die Kraft der Gestaltung meint hier etwas anderes. Der Anspruch der Kunst an sich selbst ist nicht gering, dabei es ist wohl auch weniger der Anspruch an andere. Dies wird deutlich, wenn Markus Lüpertz über 'Selbstbewusstsein' reflektiert. Im STILBRUCH-Interview sagt der Künstler: "Ich habe natürlich ein gewisses Selbstbewusstsein, habe eine Überzeugung, mit der ich lebe, mit der ich leben muss. Es ist ja nicht so einfach von sich überzeugt zu sein." Leben und Arbeiten ist nicht nur in der Kunst ein spannungsreicher Prozess.
Im Interview 'Der Künstler ist das Beste, Schönste und Großartigste, was die Gesellschaft hat' präzisiert Markus Lüpertz besondere Züge seiner Kunst und ihres Verständnisses. Im Interview erzählt er Michael Jürgs und Axel Hecht: "Ich habe mal gesagt, die Maler haben dem lieben Gott geholfen, die Welt zu erschaffen. Wenn Sie einen Sonnenuntergang sehen, werden Sie ihn immer – falls Sie aus unserem europäischen Kulturraum kommen – über den Engländer William Turner sehen. Landschaften werden Sie über Caspar David Friedrich erleben. Wenn Sie im Winter einen Baum sehen, denken Sie an Edvard Munch. Also haben die Künstler dazu gesorgt dass die Menschen ihre Welt sehen können. Und das ist der eigentliche Auftrag der Kunst. All diese anderen Aspekte, das Politische, das Kritische, all diese Dinge, die sind nur zeitbezogen, die sind Genre. Die Kunst ist das Elementare." (Interview Markus Lüpertz (Süddeutsche Zeitung Magazin, 2007, Heft 27).
Wer stellt nun aber ein gutes Modell für den eigenen Lebensentwurf?
Dieser Frage enthält noch genug Dynamik zur freudigen Auseinandersetzung und wird nicht nur von unterschiedlichen Disziplinen anders beantwortet.
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