2008/07/16

Bob Dylan und der Fluß aller Dinge

Die Worte hallen immer noch nach: "Ich habe niemals nur an eine einzige Wahrheit geglaubt. Weder meiner eigenen, noch der von anderen." Und doch lassen wir uns schon wieder von neuen Eindrücken locken. Gerade waren es die, die der Film 'No Direction Home - Bob Dylan' von Martin Scorsese hinterließ.

Noch eine Anmerkung vorweg: Zu Beginn trauen wir unserem Gedächtnis und wir verteidigen unsere Erinnerung. Mit einfachen Methode können wir erfahren, wie wir selbst unsere Wahrnehmung verzerren. Aber das soll hier keine Rolle spielen, denn es geht um einen spannenden Film mit ausgewählten Wortbeiträgen, die wir, wie die meisten unserer alltäglichen Wahrnehmungen, je nach Kreativität und Auffassungsgabe einmal mehr und einmal weniger verändern. Und mit einer künstlerischen Identität, die sich weigert, sich selbst zu kopieren, überrascht auch der Bob Dylan im Film nicht nur musikalische Weggefährten, er enttäuscht auch gerade diejenigen, die die Bedeutung der Freiheit für die (künstlerische) Entwicklung nicht erfassen.

Doch nun zur filmischen Darstellung: Ein neugieriger junger Musiker zieht in die Welt. Er ist auf der Suche, interessiert sich für Leute, die niemals gähnen und möchte so werden wie sie. Er bringt mit das Gefühl eines musikalischen Entdeckers. Ganz allein, ohne Vergangenheit möchte er weitermachen und so weit wie möglich vordringen. Er hatte nicht nur das eine Ziel: möglichst viele Lieder zu lernen und fasziniert ist er von all den Künstlern, die etwas in den Augen haben, das sagt: "Ich weiß was, was Du nicht weißt." So wollte auch er sein.

Und der Martin versteht sich darauf, am Mythos zu arbeiten. Hierzu lässt er viele auftreten, interessant reden, nicht nur über Bob Dylan. Denn auch die Außenwelt gehört mit zur Innenwelt.

Dieser Film macht neugierig auf den aktuellen Film über die Rolling Stones, den es mit dem Piranhasen und einem besonders hübschen Mädchen zu sehen gilt. Doch stellt sich nach der Lektüre einiger Rolling Stones Biografien die Frage, ob dort auch so interessant gesprochen werden wird. Denn wie schön klingen Worte wie ...

Es war umwerfend ... Sie ließ mich die Welt mit anderen Augen sehen; beim Zuhören konnte man lernen, wie man leben soll; ihn interessiert das Wesentliche eines Songs, und nicht das drumherum; als ich ihn das erste Mal traf, spielte er auch eine Theaterrolle. Das ist gut, denn man kann alles, wenn man ein anderer ist.

... im konstruierten Kontext.

Fazit: Die Texte von Bob Dylan scheinen einiges herzugeben. Wir sollten sie zur Kenntnis nehmen. Zudem lockt der Film mit Tonzeugnissen, die die künstlerische Wertschätzung von Bob Dylan erhöht. Sehr reizvoll ist der Film auch in philosophischer Hinsicht: Bob Dylan: Worte haben ihre Bedeutung, aber die kann sich ändern.

Der Filmemacher baut einen vielschichtigen und dynamischen Bob Dylan auf, der hat Humor: Ich besorg' mir nächste Woche einen neuen Bob Dylan und guck mal, wie lange der hält.

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