Das 22. Schüler-Rockmusikfestival in Wuppertal am 19.1.2008 und die Entrüstung über die gewaltige Fehlinvestition von Fördermitteln für den finnischen Konzern Nokia fallen zeitlich zusammen.
Anlass genug um über den monetären Kreislauf zu reflektieren, über Steuerung und Fehlsteuerung der Verwendung öffentlicher Gelder.
Deutschland hat sich noch nicht von der Sozialdemokratie verabschiedet. Mit 'Grass kämpft' kündigt DIE ZEIT am 17. Januar die Rede von Günter Grass vor der SPD-Fraktion an und titelt: 'Werdet laut und deutlich!'
Zwei Tage später formulierten 37 Schülerbands in der Wuppertaler Uni-Halle ihre Botschaft laut und deutlich.
"In einer Welt, in der die sich geradezu als unfehlbar feiernde Ideologie des Kapitalismus herrscht, indem er Marktwirtschaft vorgibt, doch Märkte vernichtet und Kapital verbrennt, in einer Welt also, in der durch ungehemmtes Politstreben Arbeitsplätze gestrichen, Mindestlöhne unterboten werden und die Distanz zwischen Arm und Reich ins Unermeßliche wächst, angesichts dieser Allmacht ist die Alternative zum absolut herrschenden Kapital nur noch im Demokratischen Sozialismus zu finden." (Grass, Günter In: DIE ZEIT, 2008, Nr.4, S.41)
Der politisch engagierte Schriftsteller sollte auch überparteilich gelesen werden. Lassen wir uns hier daher nicht vom Begriff 'Demokratischer Sozialismus' irritieren, sondern folgen wir der vorangegangenen Einschätzung der aktuellen gesellschaftlichen Realität. Ist sie tatsächlich nur die Fiktion eines Literaten oder finden wir den Einfluss der am wirtschaftlichen Erfolg primär Interessierten nicht tatsächlich gerade dort, wo relevante politische Entscheidungen getroffen werden?
Nach der Shell-Jugendstudie ist die nachwachsende Generation nicht primär an der Gewinnmaximierung orientiert.
Die freie journalistische Berichterstattung wurde in Deutschland hart erkämpft.
Die freie Presse ist ein zentraler Bestandteil unserer Demokratie. Die Pressefreiheit dient einer unabhängigen Berichterstattung. Sie ermöglicht eine differenzierte Meinungsbildung und die Reflexion politischer Entscheidungsprozesse und damit erweiterte Chancen zur politischen Teilnahme. Über die freie Presse können politische Entscheidungsprozesse kontrolliert werden und die Chancen der Partizipation werden erweitert.
Demokratisches Verhalten wird nicht ohne Anstrengung generiert. Wenn vertrauenswürdige kompetente Politiker vermisst werden, zeigt das ein Problem, das nicht nur die politischen Parteien betrifft. Denn diese Persönlichkeiten müssen aus der Bevölkerung kommen.
Schaffen wir die Einhaltung der vom Grundgesetz geforderte Gewaltenteilung, wenn die Erwartungen einmal reduziert sind? Wie verhält es sich denn mit der Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative? Werden öffentliche Aufgaben und wirtschaftliche Interessen noch getrennt, wenn ein und dieselben Personen zugleich auf 'verschiedenen Hochzeiten tanzen'?
Die Kontrolle von Entscheidungsprozessen über eine kritische Presse ist ein wertvoller Bestandteil einer funktionierenden Demokratie. Denn verschiedene Interessen fallen eben einmal auseinander. Und wenn die Medien über Politiker berichten, die Gesetze verabschieden und anschließend in den Aufsichtsräten der Konzerne sitzen, die von diese Gesetzen profitiert haben, stellt sich die Frage der Loyalität: Wie loyal sind unserer Politiker? Handeln sie immer im gesellschaftlichen Interesse oder werden sie von Minderheiten manipuliert? Wird die Gesetzgebung über Macht und Geld zugunsten von Partikularinteressen beeinflusst?
Wie ist der Entwicklungsstand unserer Demokratie?
Kritische Beobachter übernehmen bei dieser Frage eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Soziales Engagement ist in demokratischen Staaten gefrat, Verantwortung übernimmt sich nicht von selbst.
Wie fördern wir also die Entwicklung von Menschen, die eine Ihnen übertragene Verantwortung auch tragen können?
Wir wissen heute, dass die Persönlichkeit besonders in der frühen Entwicklungsphase geprägt wird. Daher spielt die geeignete Förderung von Kindern und Jugendlichen eine besondere Rolle.
Wer gefördert wird, fördert. Beim Schülerrockfestival wird dies sichtbar: Viele der hier geförderten Jugendlichen unterstützen später ihrerseits den musikalischen Nachwuchs und engagieren sich als Ältere in vielfältiger Weise auch für das Wuppertaler Schülerrockfestival. Schüler und ehemaliger Schüler organisieren das Festival mit, sie erledigen Aufgaben der Logistik, der Beleuchtung, sie unterrichten und motivieren den musikalischen Nachwuchs. Es gehört einiges dazu, um so ein Festival auf die Beine zu stellen. Im Verlauf von 22 Jahre hat das Wuppertaler Schülerrockfestival sich mit großem Engagement entwickelt und etabliert. Dies zeigt sich auch an den Ehemaligen, die das Festival mit dem Auftritt ihrer oft schon sehr etablieren Gruppen unterstützen.
Das Beispiel des Wuppertaler Schüler Rockfestivals kann in beeindruckender Weise demonstrieren, wie sehr die Gesellschaft von der Investition in ihre Kinder und Jugendlichen profitieren kann.
Höhere Werte, die ein Gegengewicht zur Orientierung an Geld und Macht bieten, bauen sich nicht von selbst auf. Es wäre fatal, würde das geglaubt!
Mit dem Einsatz für die eigenen Interessen wird jedoch keine bessere Gesellschaft aufgebaut. Die Demokratisierung einer Gesellschaft benötigt funktionierende Modelle. Die Qualität der sozialen Umgebung, in der unsere Kinder aufwachsen, beeinflusst ihre Entwicklung und die Entwicklung ihrer Werte. Daran sollte gedacht werden, wenn darüber geklagt wird, dass zu wenig geeignete Männer und Frauen für gesellschaftliche Schlüsselpositionen gefunden werden!
Es ist schade, zu viele einflussreiche Menschen widmen ihr Leben primär der Egozentrik, sei es in Form von Geld oder Macht. Das ist jedoch eher eine Fixierung als eine Entwicklung. Auch bei Fehlentwicklung hat ein Lernen stattgefunden, jedoch ist es nicht beliebig, was gelernt worden ist. Daher ist die Frage besonders faszinierend und spannend wie Menschen dabei geholfen werden kann, zu beeindruckenden Persönlichkeiten zu werden. Die Neurowissenschaft hat die enorme Lernfähigkeit in den frühen Lebensphasen aufgezeigt. Hier liegt ein gesellschaftliches Potenzial. Werfen wir es nicht weg! Wichtige Weichenstellung geben die Alten!
Die Shell Jugendstudie untersuchte seit 1953 die Situation der jungen Generation in Deutschland und liefert in ihren Ergebnissen eine Abbild der Jugend, ihrer Einstellungen, Hoffnungen und Werte. Die Studie 2006 basiert auf einer Repräsentativbefragung von 2500 Jugendlichen in Deutschland.
Ein zusammenfassendes Ergebnis der Shell Jugendstudie zeigt auf: Die Jugend zwischen 2006 und 2002 zeichnet sich durch Pluralität der Werthaltungen aus:
"Wie 2002 kann man z.B. Idealisten von Materialisten, sowie Macher von Unauffälligen unterscheiden, je nachdem, welche grundlegenden Wert-Unterschiede man in den Blick nimmt. Idealisten, die besonders unter Mädchen und jungen Frauen verbreitet sind, haben sich die höheren Werte, das Gute, Wahre, Schöne auf die Fahnen geschrieben und engagieren sich dafür. Materialisten, die vermehrt unter männlichen Jugendlichen vorkommen, denken zunächst an das eigene Wohlergehen, bzw. den eigenen Vorteil. Übergreifende Wertaspekte empfinden Materialisten als eher hinderlich. Häufiger in eher ungünstigen sozialen Lagen aufgewachsen oder dort hineingeraten, versuchen sie das Beste für sich herauszuholen, und zwar bevorzugt im materiellen Sinne. Idealisten profitieren dagegen oft von einer günstigen sozialen Herkunft bzw. sind durch höhere Bildung für höhere Werte aufgeschlossen. Beide Gruppen umfassen zusammen etwa die Hälfte der Jugendlichen. Ihr Kontrast bringt, kombiniert mit einer unterschiedlichen sozialen Situation, die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen noch einmal besonders gesteigert zum Ausdruck.
Ein anderer Wertekontrast wird im Gegensatzpaar von Machern und Unauffälligen erkennbar, die zusammen die andere Hälfte der Jugendlichen umfassen. Es geht hier um den Gegensatz von Tatkraft und Lebensfreude auf der einen Seite und Zögerlichkeit und Passivität auf der anderen. Dieser Unterschied ist anders als der von Idealismus und Materialismus vom Geschlecht unabhängig. Macher haben zu Werten ein positives Verhältnis, die eine aktive und vielseitige Lebensgestaltung motivieren (und das sind praktisch alle). Sowohl Werte der sozialen Nahbeziehungen, der individuellen Entwicklung, übergreifende Wertaspekte sowie Sekundärtugenden sind bei ihnen überdurchschnittlich ausgeprägt. Macher weisen aber, wie Materialisten, auch erhöhte hedonistische und materielle Werte auf. Diese Wertegruppe steht bei ihnen aber nicht wie bei Materialisten für Egozentrismus. Sie wird durch besonders hoch ausgeprägte Sekundärtugenden kontrolliert und durch idealistische Orientierungen sozusagen 'veredelt'. ..." (Shell Deutschland Holding (Hrsg.) Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann, Mathias Albert & TNS Infratest Sozialforschung, Frankfurt: Fischer, 25)
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Werte von der Gesellschaft gefördert werden sollen. Ohne diese Diskussion hier abkürzend vorwegzunehmen, wurde in diesem Beitrag mit Günter Grass und der Shell Jugendstudie auf eine kritische eskalative Tendenz hingewiesen, der es auf allen gesellschaftlichen Ebenen dringend entgegenzuwirken gilt:
In der Wertehierarchie einer sozialdemokratischen wie christdemokratischen Jugend (als Beispiel) steht egozentrische Gewinnmaximierung nicht als zentraler Wert an der Spitze der Hierarchie. Wenn diese Werthaltung mit der gesellschaftlichen Realität auseinander fällt, ist der konstruktive Widerstand der Jugend vorprogrammiert und darüber hinaus auch erwünscht. Denn eine Gesellschaft sollte ihr Potenzial entfallen können anstatt darin noch behindert zu werden.
Wie kann solch eine Demokratisierung vorangetrieben werden?
These: Eine Förderung der Sozialdemokratie erfordert meines Erachtens eine Umkehr, weg von der sogenannten 'Elitenförderung' und hin zu effektiven und effizienten Formen der Demokratisierung der breiten Bevölkerungsschicht. Die Auseinandersetzung mit der Idee der 'Demokratie' und ihrer Realisierung erscheint mir der Mühe wert.
Dabei gilt es, die nachwachsende Generation in Verantwortung zu bringen, anstatt sie zu gängeln. Es erscheint dabei angezeigt, die Jugend auch in ihren selbst gesetzten Ziele zu unterstützen, so dass gelernt werden kann kühne Ideale zu realisieren.
Die Shell Jugendstudie zeigte statistisch auf, dass die selbstgesetzten Ziele der aktuellen Jugend in hohem Maße konstruktiv sind. Ihre Ziele und Werte unterscheiden sich offenbar erheblich von den Zielen und Werten einer materiell fixierten Gesellschaft, die egozentrisch ihr Ideal vom finanziellen Reichtum lebt und diese Reduktion tragischerweise mit realem Reichtum verwechselt. Denn in Geld und Macht erschöpft sich das gute Leben sicher nicht.
Die noch nicht primär ökonomischen Ziele und Wertorientierungen im Jugendalter verdienen eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung und Zuwendung, eine Umkehr zur sozialverträglicheren Kulturförderung ist daher gefragt. Die hier angelegten Potenziale sollten verstärkt zur Entfaltung gebarcht werden. Dabei sollte die Bedeutung einer frühen Förderung verstärkt wahrgenommen und realisiert werden.
Eine vorschnelle Abwertung der Kulturförderung, zu der auch die Musikförderung gehört, kennzeichnet das PISA-Konzept als aktuelle Leitorientierung. Eine kritische Hinterfragung ist mehr als angezeigt. Einzelne laufende Forschungsprojekte könnten womöglich ein Umdenken begründen.
(21)
So befaßt sich beispielsweise eine aktuelle explorative Studie an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS-Köln) seit 2005 mit musiktherapeutischen Möglichkeiten in der Sozialarbeit.
Die bisherigen Zwischenergebnisse dieser Forschung sind in den Tenor dieses Beitrags eingeflossen, sie können die hohe Bedeutung kreativer Projektarbeit aufzeigen.
Dabei rückt der Aspekt der Nachhaltigkeit insbesondere die Musikförderung in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Dieser Beitrag widmete sich der nachhaltigen Förderung der Schüler-Rockmusik, wie sie kraft des Wuppertaler Gymnasiallehrers Karl Waldinger realisiert werden konnte. Nicht als ausgebildeter Musikpädagoge, sondern als Lehrer mit dem Hauptfach Kunst engagiert sich Karl Waldinger seit weit mehr als zwei Jahrzehnten für eine ressourcenorientierte Musikpädagogik, bei der Schüler verantwortliche Aufgaben in Projekten übernehmen und vielseitige auch in unterschiedlichsten Berufen nutzbare Fähigkeiten erwerben. Dabei sollte hier auch nicht der Hinweis fehlen, dass die Musikwirtschaft in all ihren Bereichen einen sehr hohen Anteil des Bruttosozialproduktes von Deutschland ausmacht.
Veranstalter des 22. Schüler-Rockfestival sind der 'Ronsdorfer Rockprojekt e.V.' und 'SB Sport und Bäder'. Es traten 37 Bands aus Deutschland auf. Das 'Intro' in der großen Halle übernahmen übrigens Rohlschuhläufer und Rohlschuhläuferinnen.
Das Projekt Schüler-Rockfestival steht meines Erachtens für eines der innovativsten und nachhaltigsten Projekte in der Schulpädagogik. Das Projekt bereitet Schüler disziplinsübergreifend auf eine Art und Weise auf das Erwerbsleben vor, die das PISA-Konzept und die daraus abgeleiteten auf Naturwissenschaft fixierten Empfehlungen als obsolet erscheinen läßt.
Die Bilder in diesem Beitrag entstanden auf dem 22. Wuppertaler Schüler-Rockfestival am 19.1.2008 in der Wuppertaler Uni-Halle. Sie zeigen Rockmusiker live der Bands:
16:30 PURSUIT OF PLEASURE
16:37 REMEMBER THE TRAGEDY
16:44 SUMMERCOLD
16:52 WILMA
17:01 THE OTIS
17:09 ELFSTRUCK
17:17 ADNA
17:26 PLANET ROT
17:34 BLOODY MARY
17:43 DREIST
17:51 AWKWARD AGE
17:59 JEREMY LAKE Michael Kutscha
18:07 MELO-D
18:16 TRAGIC AFFAIR
18:24 BTOKA F. Simons, S. Tigges, M. Schwafatz
18:33 CALL ME JOE
18:41 THE DOORBELLS"
18:50 UNKAPUTTBAR
18:59 THE BOB
19:08 LIZARD QUEEN
19:16 SACRIFICE PARTY
19:25 ANDY ZIEGLER
19:29 CHRUSHHOUER
19:38 4 SEASONS 2
19:47 GESTRANDET
19:57 THIS WAR IS ON
20:07 PANAMA
20:16 RADIOAKTIV
20:26 NAKED FRANZY
20:39 PEILSENDER
20:59 HALZ MAUL UND SPIEL
21:19 WAVE SLINGERS
21:28 KARO EFFEKT
21:48 aVID
22:08 MASONS ARMS
22:28 TRUST GAME
22:48 MADISON ZERO
Infomaterial zu den Bands
Schaffen wir die Einhaltung der vom Grundgesetz geforderte Gewaltenteilung, wenn die Erwartungen einmal reduziert sind? Wie verhält es sich denn mit der Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative? Werden öffentliche Aufgaben und wirtschaftliche Interessen noch getrennt, wenn ein und dieselben Personen zugleich auf 'verschiedenen Hochzeiten tanzen'?
Die Kontrolle von Entscheidungsprozessen über eine kritische Presse ist ein wertvoller Bestandteil einer funktionierenden Demokratie. Denn verschiedene Interessen fallen eben einmal auseinander. Und wenn die Medien über Politiker berichten, die Gesetze verabschieden und anschließend in den Aufsichtsräten der Konzerne sitzen, die von diese Gesetzen profitiert haben, stellt sich die Frage der Loyalität: Wie loyal sind unserer Politiker? Handeln sie immer im gesellschaftlichen Interesse oder werden sie von Minderheiten manipuliert? Wird die Gesetzgebung über Macht und Geld zugunsten von Partikularinteressen beeinflusst?
Wie ist der Entwicklungsstand unserer Demokratie?
Kritische Beobachter übernehmen bei dieser Frage eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Soziales Engagement ist in demokratischen Staaten gefrat, Verantwortung übernimmt sich nicht von selbst.
Wie fördern wir also die Entwicklung von Menschen, die eine Ihnen übertragene Verantwortung auch tragen können?
Wir wissen heute, dass die Persönlichkeit besonders in der frühen Entwicklungsphase geprägt wird. Daher spielt die geeignete Förderung von Kindern und Jugendlichen eine besondere Rolle.
Wer gefördert wird, fördert. Beim Schülerrockfestival wird dies sichtbar: Viele der hier geförderten Jugendlichen unterstützen später ihrerseits den musikalischen Nachwuchs und engagieren sich als Ältere in vielfältiger Weise auch für das Wuppertaler Schülerrockfestival. Schüler und ehemaliger Schüler organisieren das Festival mit, sie erledigen Aufgaben der Logistik, der Beleuchtung, sie unterrichten und motivieren den musikalischen Nachwuchs. Es gehört einiges dazu, um so ein Festival auf die Beine zu stellen. Im Verlauf von 22 Jahre hat das Wuppertaler Schülerrockfestival sich mit großem Engagement entwickelt und etabliert. Dies zeigt sich auch an den Ehemaligen, die das Festival mit dem Auftritt ihrer oft schon sehr etablieren Gruppen unterstützen.
Das Beispiel des Wuppertaler Schüler Rockfestivals kann in beeindruckender Weise demonstrieren, wie sehr die Gesellschaft von der Investition in ihre Kinder und Jugendlichen profitieren kann.
Höhere Werte, die ein Gegengewicht zur Orientierung an Geld und Macht bieten, bauen sich nicht von selbst auf. Es wäre fatal, würde das geglaubt!
Mit dem Einsatz für die eigenen Interessen wird jedoch keine bessere Gesellschaft aufgebaut. Die Demokratisierung einer Gesellschaft benötigt funktionierende Modelle. Die Qualität der sozialen Umgebung, in der unsere Kinder aufwachsen, beeinflusst ihre Entwicklung und die Entwicklung ihrer Werte. Daran sollte gedacht werden, wenn darüber geklagt wird, dass zu wenig geeignete Männer und Frauen für gesellschaftliche Schlüsselpositionen gefunden werden!
Es ist schade, zu viele einflussreiche Menschen widmen ihr Leben primär der Egozentrik, sei es in Form von Geld oder Macht. Das ist jedoch eher eine Fixierung als eine Entwicklung. Auch bei Fehlentwicklung hat ein Lernen stattgefunden, jedoch ist es nicht beliebig, was gelernt worden ist. Daher ist die Frage besonders faszinierend und spannend wie Menschen dabei geholfen werden kann, zu beeindruckenden Persönlichkeiten zu werden. Die Neurowissenschaft hat die enorme Lernfähigkeit in den frühen Lebensphasen aufgezeigt. Hier liegt ein gesellschaftliches Potenzial. Werfen wir es nicht weg! Wichtige Weichenstellung geben die Alten!
Die Shell Jugendstudie untersuchte seit 1953 die Situation der jungen Generation in Deutschland und liefert in ihren Ergebnissen eine Abbild der Jugend, ihrer Einstellungen, Hoffnungen und Werte. Die Studie 2006 basiert auf einer Repräsentativbefragung von 2500 Jugendlichen in Deutschland.
Ein zusammenfassendes Ergebnis der Shell Jugendstudie zeigt auf: Die Jugend zwischen 2006 und 2002 zeichnet sich durch Pluralität der Werthaltungen aus:
"Wie 2002 kann man z.B. Idealisten von Materialisten, sowie Macher von Unauffälligen unterscheiden, je nachdem, welche grundlegenden Wert-Unterschiede man in den Blick nimmt. Idealisten, die besonders unter Mädchen und jungen Frauen verbreitet sind, haben sich die höheren Werte, das Gute, Wahre, Schöne auf die Fahnen geschrieben und engagieren sich dafür. Materialisten, die vermehrt unter männlichen Jugendlichen vorkommen, denken zunächst an das eigene Wohlergehen, bzw. den eigenen Vorteil. Übergreifende Wertaspekte empfinden Materialisten als eher hinderlich. Häufiger in eher ungünstigen sozialen Lagen aufgewachsen oder dort hineingeraten, versuchen sie das Beste für sich herauszuholen, und zwar bevorzugt im materiellen Sinne. Idealisten profitieren dagegen oft von einer günstigen sozialen Herkunft bzw. sind durch höhere Bildung für höhere Werte aufgeschlossen. Beide Gruppen umfassen zusammen etwa die Hälfte der Jugendlichen. Ihr Kontrast bringt, kombiniert mit einer unterschiedlichen sozialen Situation, die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen noch einmal besonders gesteigert zum Ausdruck.
Ein anderer Wertekontrast wird im Gegensatzpaar von Machern und Unauffälligen erkennbar, die zusammen die andere Hälfte der Jugendlichen umfassen. Es geht hier um den Gegensatz von Tatkraft und Lebensfreude auf der einen Seite und Zögerlichkeit und Passivität auf der anderen. Dieser Unterschied ist anders als der von Idealismus und Materialismus vom Geschlecht unabhängig. Macher haben zu Werten ein positives Verhältnis, die eine aktive und vielseitige Lebensgestaltung motivieren (und das sind praktisch alle). Sowohl Werte der sozialen Nahbeziehungen, der individuellen Entwicklung, übergreifende Wertaspekte sowie Sekundärtugenden sind bei ihnen überdurchschnittlich ausgeprägt. Macher weisen aber, wie Materialisten, auch erhöhte hedonistische und materielle Werte auf. Diese Wertegruppe steht bei ihnen aber nicht wie bei Materialisten für Egozentrismus. Sie wird durch besonders hoch ausgeprägte Sekundärtugenden kontrolliert und durch idealistische Orientierungen sozusagen 'veredelt'. ..." (Shell Deutschland Holding (Hrsg.) Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann, Mathias Albert & TNS Infratest Sozialforschung, Frankfurt: Fischer, 25)
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Werte von der Gesellschaft gefördert werden sollen. Ohne diese Diskussion hier abkürzend vorwegzunehmen, wurde in diesem Beitrag mit Günter Grass und der Shell Jugendstudie auf eine kritische eskalative Tendenz hingewiesen, der es auf allen gesellschaftlichen Ebenen dringend entgegenzuwirken gilt:
In der Wertehierarchie einer sozialdemokratischen wie christdemokratischen Jugend (als Beispiel) steht egozentrische Gewinnmaximierung nicht als zentraler Wert an der Spitze der Hierarchie. Wenn diese Werthaltung mit der gesellschaftlichen Realität auseinander fällt, ist der konstruktive Widerstand der Jugend vorprogrammiert und darüber hinaus auch erwünscht. Denn eine Gesellschaft sollte ihr Potenzial entfallen können anstatt darin noch behindert zu werden.
Wie kann solch eine Demokratisierung vorangetrieben werden?
These: Eine Förderung der Sozialdemokratie erfordert meines Erachtens eine Umkehr, weg von der sogenannten 'Elitenförderung' und hin zu effektiven und effizienten Formen der Demokratisierung der breiten Bevölkerungsschicht. Die Auseinandersetzung mit der Idee der 'Demokratie' und ihrer Realisierung erscheint mir der Mühe wert.
Dabei gilt es, die nachwachsende Generation in Verantwortung zu bringen, anstatt sie zu gängeln. Es erscheint dabei angezeigt, die Jugend auch in ihren selbst gesetzten Ziele zu unterstützen, so dass gelernt werden kann kühne Ideale zu realisieren.
Die Shell Jugendstudie zeigte statistisch auf, dass die selbstgesetzten Ziele der aktuellen Jugend in hohem Maße konstruktiv sind. Ihre Ziele und Werte unterscheiden sich offenbar erheblich von den Zielen und Werten einer materiell fixierten Gesellschaft, die egozentrisch ihr Ideal vom finanziellen Reichtum lebt und diese Reduktion tragischerweise mit realem Reichtum verwechselt. Denn in Geld und Macht erschöpft sich das gute Leben sicher nicht.
Die noch nicht primär ökonomischen Ziele und Wertorientierungen im Jugendalter verdienen eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung und Zuwendung, eine Umkehr zur sozialverträglicheren Kulturförderung ist daher gefragt. Die hier angelegten Potenziale sollten verstärkt zur Entfaltung gebarcht werden. Dabei sollte die Bedeutung einer frühen Förderung verstärkt wahrgenommen und realisiert werden.
Eine vorschnelle Abwertung der Kulturförderung, zu der auch die Musikförderung gehört, kennzeichnet das PISA-Konzept als aktuelle Leitorientierung. Eine kritische Hinterfragung ist mehr als angezeigt. Einzelne laufende Forschungsprojekte könnten womöglich ein Umdenken begründen.
(21)
So befaßt sich beispielsweise eine aktuelle explorative Studie an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS-Köln) seit 2005 mit musiktherapeutischen Möglichkeiten in der Sozialarbeit.
Die bisherigen Zwischenergebnisse dieser Forschung sind in den Tenor dieses Beitrags eingeflossen, sie können die hohe Bedeutung kreativer Projektarbeit aufzeigen.
Dabei rückt der Aspekt der Nachhaltigkeit insbesondere die Musikförderung in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Dieser Beitrag widmete sich der nachhaltigen Förderung der Schüler-Rockmusik, wie sie kraft des Wuppertaler Gymnasiallehrers Karl Waldinger realisiert werden konnte. Nicht als ausgebildeter Musikpädagoge, sondern als Lehrer mit dem Hauptfach Kunst engagiert sich Karl Waldinger seit weit mehr als zwei Jahrzehnten für eine ressourcenorientierte Musikpädagogik, bei der Schüler verantwortliche Aufgaben in Projekten übernehmen und vielseitige auch in unterschiedlichsten Berufen nutzbare Fähigkeiten erwerben. Dabei sollte hier auch nicht der Hinweis fehlen, dass die Musikwirtschaft in all ihren Bereichen einen sehr hohen Anteil des Bruttosozialproduktes von Deutschland ausmacht.
Veranstalter des 22. Schüler-Rockfestival sind der 'Ronsdorfer Rockprojekt e.V.' und 'SB Sport und Bäder'. Es traten 37 Bands aus Deutschland auf. Das 'Intro' in der großen Halle übernahmen übrigens Rohlschuhläufer und Rohlschuhläuferinnen.
Das Projekt Schüler-Rockfestival steht meines Erachtens für eines der innovativsten und nachhaltigsten Projekte in der Schulpädagogik. Das Projekt bereitet Schüler disziplinsübergreifend auf eine Art und Weise auf das Erwerbsleben vor, die das PISA-Konzept und die daraus abgeleiteten auf Naturwissenschaft fixierten Empfehlungen als obsolet erscheinen läßt.
Die Bilder in diesem Beitrag entstanden auf dem 22. Wuppertaler Schüler-Rockfestival am 19.1.2008 in der Wuppertaler Uni-Halle. Sie zeigen Rockmusiker live der Bands:
16:30 PURSUIT OF PLEASURE
16:37 REMEMBER THE TRAGEDY
16:44 SUMMERCOLD
16:52 WILMA
17:01 THE OTIS
17:09 ELFSTRUCK
17:17 ADNA
17:26 PLANET ROT
17:34 BLOODY MARY
17:43 DREIST
17:51 AWKWARD AGE
17:59 JEREMY LAKE Michael Kutscha
18:07 MELO-D
18:16 TRAGIC AFFAIR
18:24 BTOKA F. Simons, S. Tigges, M. Schwafatz
18:33 CALL ME JOE
18:41 THE DOORBELLS"
18:50 UNKAPUTTBAR
18:59 THE BOB
19:08 LIZARD QUEEN
19:16 SACRIFICE PARTY
19:25 ANDY ZIEGLER
19:29 CHRUSHHOUER
19:38 4 SEASONS 2
19:47 GESTRANDET
19:57 THIS WAR IS ON
20:07 PANAMA
20:16 RADIOAKTIV
20:26 NAKED FRANZY
20:39 PEILSENDER
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