2006/03/22

Die unbestimmbare Wirkung der Musik?

Eins

"Musik übt auf jeden Hörer bestimmte Wirkungen aus. Das ist eine Tatsache, die jeder an sich selbst bestätigen kann. Dieselbe Musik aber kann bei demselben Hörer unterschiedliche Wirkungen auslösen, je nach der äußeren Umgebung, der inneren Verfassung, in der er sich gerade befindet, der bewußten Einstellung auf das Gehörte.
... ferner ist es ein Unterschied, ob man Musik allein, mit wenigen Bekannten oder zusammen mit vielen anderen Menschen hört." (Neuhäuser, Reusch, Weber, 1977, 7)

Zwei

"... denn jede Generation entdeckt die Musik für sich neu und reflektiert sie anders.
... Und es war wieder einmal verblüffend für mich zu erfahren, wie unterschiedlich zu verschiedenen Zeiten über Mozart gedacht wurde. Stendhal und viele andere in seiner Generation waren der Meinung, dass Mozart alles hätte, nur keine Fröhlichkeit. Das ist doch sehr interessant.
... Es gibt in seiner Musik so viele Bezüge zu der Tatsache, dass sein Körper immer in Unruhe war, dass seine Füße sich immer bewegt haben, dass er obsessiv mit den Fingern trommelte, oft auch während er Musik hörte und dann in einem anderen Rhythmus als die Musik, die gerade gespielt wurde. Er muss ein unglaublicher Irrwisch gewesen sein - was eine faszinierende Vorstellung ist." (Sir Simon Rattle im Interview mit Claus Spahn In: Claus Spahn, 2005, 25)

Drei

"Die Darstellung eines Gefühles oder Affectes liegt gar nicht in dem eigenen Vermögen der Tonkunst.
Es stehen nämlich die Gefühle in der Seele nicht isoliert da, so daß sie sich aus ihr gleichsam herausheben ließen von einer Kunst, welcher die Darstellung der übrigen Geistestätigkeiten verschlossen ist. Sie sind im Gegentheil abhängig von physiologischen und pathologischen Voraussetzungen, sind bedingt durch Vorstellungen, Urtheile, kurz durch eben das ganze Gebiet verständigen und vernünftigen Denkens, welchem man das Gefühl so gern als ein G e g e n s ä tz l i c h e s gegenüberstellt." (Hanslick, 1991, 13)

Quellen:

Neuhäuser, Meinolf; Reusch, Arnold; Weber, Horst (1977) Resonanzen. Frankfurt: Verlag Moritz Diesterweg

Sir Simon Rattle im Interview mit Claus Spahn (2005) Mozart. Die Musik. In: DIE ZEITgeschichte 2005 Nr. 4, Hamburg: Zeitverlag

Hanslick, Eduard (1991) VOM MUSIKALISCH-SCHÖNEN. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

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