2005/11/20

RIM-Pädagogik - beispielhaft


RIM-Pädagogik wird als ressourcenorientierte, integrative und multimodale Pädagogik (RIM) verstanden. Ein hervorragendes Beispiel der RIM-Pädagogik bietet Susanne Peter-Führe (1997) 'Rhythmik für alle Sinne. Ein Weg musisch-ästhetischer Erziehung, Freiburg: Herder Verlag.

Susanne Peter-Führe beschreibt in ihrem Buch ihre Arbeit mit 4-6 jährigen Kindern an einer Förderschule und im Rhythmikunterricht mit Schulkindern der ersten Klasse im Rahmen der Musikschularbeit. Die Verlockungen defizitorientierter Perspektiven haben in ihren Arbeitsfeldern womöglich eine weniger starke Anziehungskraft. Ihr Buch erscheint sehr hilfreich zur Erweiterung der eigenen Perspektive. Die RIM-Perspektive soll anhand von Zitaten illustrieren werden.

Bereits der Titel des Buches zeigt auf, dass die Autorin die multimodale Perspektive ins Auge fasst (RIM). Die Autorin vertritt eine prozessorientierte Perspektive. Mit der östlichen Weisheit 'Der Weg ist das Ziel' lenkt sie die Aufmerksamkeit auf das Hier-und Jetzt. In jedem Augenblick präsent zu sein, das bedeutet auch das bewusste Gehen und das Wahrnehmen eines Schrittes. Die Zeit des Unterwegseins ist so bedeutsam wie die Zielerreichung. Und wenn man sich nicht selbst aus den Augen verliert, 'bei sich' bleiben kann, erreicht man sein Ziel vielleicht sogar leichter, sagt Susanne Peter-Führe (1997, 9): "Ein ständiger Blick auf das entfernte Ziel kann das Interesse für das Naheliegende rauben, das Verlangen, dem Ziel schnell näher zu kommen, kann uns außer Atem, in Streß bringen.“


Bei der Beobachtung von Kindern fiel ihr deren integrative Qualität auf: „diese körperlich-seelische-ganzheitliche Präsenz ...“ (a.a.O.). Das entspricht der Integration (I) der RIM-Pädagogik. Die Autorin  vermittelt ein erfrischend anmutendes ressourcenorientiertes Konzept (R):

“Die Welt ist für sie noch voller Qualitäten, die es zu erleben, zu genießen, zu erkennen und zu benennen gilt. Sie [Die Kinder] leben ursprünglich noch in der Qualität des Augenblicks, Lernen erwächst für sie immer aus Wahrnehmen, Handeln und Erleben, der Begriff Lernziele“ ist ihnen fremd, sie spielen, was für sie in ihrem Austausch von Innen- und Außenwelt an die Reihe kommt. In ihrem Spiel steckt gleichzeitig, innewohnend, auch Übung. Sie wagen Neues, probieren es in verschiedenen Situationen, wollen es können.“ (Peter-Führe, 1997, 9)

In der Sprache der Autorin spiegelt sich die ressourcenorientierte Perspektive. Mit der gerichtete Aufmerksamkeit hat Wahrnehmung auch eine aktive Komponente und kann so gesehen bereits als eine Art und Weise des Verhaltens interpretiert werden. Wer Ressourcen wahrnehmen kann, verfügt über eine besondere Fähigkeit. Mit der Wahrnehmung von Ressourcen werden Therapeuten und Pädagogen von defizitorientierten Perspektiven abgelenkt und das konstruktive therapeutische Verhalten begünstigt.
Die Autorin illustriert ein therapeutisch wertvolles Verhalten. Ihre Begegnung erfolgt mit einer ’freundlichen Sichtweise’. Indem die Pädagogin ihren Kindern mit solchen Verhaltensweisen begegnet, kann sie Prozesse anregen, wie sie beim Modell-Lernen beschrieben werden. Wir finden Ähnlichkeiten zur Klientenzentrierten Arbeit, der Methode nach Carl Rogers. Therapeuten und Pädagogen, die an dieses Wachstumspotential glauben, können das in der Regel auch besser vermitteln. Sie sind authentisch. Das ermöglicht ein ganz anderes Wirken. Eine positive Haltung der Wertschätzung ist von großer Bedeutung für den therapeutischen Erfolg.

Pädagogen und Therapeuten mit langjähriger Berufserfahrung wissen aber auch, wie schwierig es ist, diese positive Grundhaltung zu bewahren, so dass sie als therapeutisch wirksamer Faktor in der praktischen Arbeit mit Klienten ungetrübt zur Verfügung steht. Dabei ist es so wichtig, dass Klienten nicht ausschließlich durch die Brille pathologischer Begriffe wahrgenommen werden. Wer als Pädagoge oder Therapeut eine multimodale Wahrnehmung ressourcenorientiert integrieren kann, wird in den meisten Situationen nicht nur 'gut ankommen', sondern aufgrund des um Ressourcen erweiterten diagnostischen Spektrums ganz sicher auch eine effektivere und effizientere Arbeit leisten können.

Quelle: Peter-Führe, Susanne (1997) Rhythmik für alle Sinne. Ein Weg musisch-ästhetischer Erziehung. 4. Aufl. (1994), Freiburg: Herder.

PS: www.tanzklang.de

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