Intention und Motivation zur spielerischen Entfaltung des eigene Potentials
Ideen und Konzepte spielerisch zu erkunden erfreut mich sehr. Bereits einfache Worte wie "Groove" oder 'musikalische Interaktion' lassen nicht nur meine Neuronen feuern. Bereits Pythagoras verbrachte eine vergnügliche Zeit am Monochord. Seitdem werden die musikalischen Möglichkeiten erforscht. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Wer den Sinnesfreunden zugänglich ist und seine Ohren zu nutzen versteht, kann sich mit unglaublich viel Spaß und Vergnügen der Musik widmen. Wer das Hören mit dem Tun zu verbinden vermag, dem eröffnen sich reiche Welten, sei es die des Tanzes oder die des Forschens und Experimentierens. Und wenn es nur darum geht, die eigenen Freiheitsgrade zu erweitern - wer hätte daran nicht seine Freude - dem eröffnet die non-verbale Dimension der Musik unerhörte Horizonte. Wer seine eigenen Fähigkeiten erweitern, seine Ausdrucksfähigkeit erhöhen, seine Interaktionsfähigkeit verbessern möchte, kann kreativ gestaltend dabei beglückende Aufgaben finden und von einem sinnlichen Höhepunkt zum nächsten kommen.
Wahrlich glücklich erscheinen mir diejenigen, die ihr Leben selbst produktiv zu gestalten vermögen, ohne dabei andere Menschen zu unterdrücken oder auszunutzen.
Entspannt bleiben in sozialen Interaktionen - z.B. in einer Jam-Session
Eine Jam-Session in entspannter Atmosphäre ermöglicht kreative Prozesse im zwischenmenschlichen Bereich. Eine entspannter Atmosphäre erleichtert den Spielern sich konzentrierter und fokussierter der musikalischen Interaktion zu widmen. Entspannung ist die Lösung vieler Probleme. Die Fähigkeit, sich wirklich gut entspannen zu können, wird in ihrer Bedeutung derart unterschätzt, dass sie selbst unter vermeintlich idealen Bedingungen nur selten in annähernder Perfektion erreicht wird. Der hier gemeinte Entspannungszustand meint nicht Erschlaffung, sondern einen Zustand, der einen idealen muskulären Funktionsmodus ermöglicht.
Da soziale Interaktionen uns herausfordern, ist es schwieriger dabei entspannt zu bleiben. Da ich alleine musizierend entspannter bin, ist es für mich eine Jam-Session schonherausfordernder. Aber es lohnt sich. Auch etwas vorbereitend dazu zu tun. In der musikalischen Interaktion müssen zudem auch mehr Reize verarbeitet werden, was etwas Rechenleistung unseres Gehirn vereinnahmt. Aber es bereitet natürlich noch mehr Spaß, wenn man nicht nur alleine spielt.
Bandtauglich Spielen zwischen Lust und Frust
Bandtaugliches Spiel beeinflusst die Atmosphäre positiv, es fördert ein entspanntes Spiel, wovon das musikalische Ergebnis einer Jam-Session provitiert.
Konflikte können die Spannung erhöhen und zu einem spannkräftigen künstlerischen Ergebnis führen. Schlecht kontrollierte Konflikte führen allerdings zumeist nur zu Verspannungen. Neben dem musikalischen Niveau der Mitspieler kommt es wie gesagt, eben auch auf die Qualität der Interaktionen zwischen den Spielern an. Im begrenzten Maß können Konflikte eine interaktiv nutzbare Spannung erzeugen. Doch wenn der Bogen überspannt wird, bricht er. Von daher sind kommunikative und interaktive Kompetenzen gefragt. In Jam-Sessions sind kommunikative Sequenzen auf künstlerischem Niveau gefragt. Wenn das Verhältnis zwischen Lust und Frust nicht mehr stimmt, endet auch hier der Spaß.
Wenn es weiter gehen soll, wäre es optimal, wenn jeder so interagiert, dass letztlich alle davon profitieren - das hatte Immanuel Kant doch schon mit etwas anderen Worten vorgeschlagen. Jeder Beitrag zählt, wenn wir mit Spaß und Freude etwas Tolles auf die Beine stellen möchten - worauf es letztlich in jeder Bandprobe ankommt.
Bandtaugliches Spielen in sieben Stichworten
1. Atmosphäre entspannen: an der eigenen Ruhe und Gelassenheit arbeiten und diese einbringen
2. gut zuhören
3. gut reagieren
4. das Einfache einbringen
5. das Gekonnte einbringen
6. zuverlässig und einschätzbar sein
7. diese Erwartungen nicht nur von sich, sondern auch von den anderen haben
Bandtaugliches Spielen als Drummer
Als Drummer versuche ich das Feeling des groovenden Gitarristen aufzunehmen und zu unterstützen. Die Struktur ist für mich im mir liebsten Fall etwas Gemeinschaftliches. Wenn ich mit einem innovationsfreundlichen Gitarristen (Oliver) spiele, hält sich mein schlechtes Gewissen wegen mangelnder Strukturvorgabe in Grenzen. Ich versuche reduziert zu spielen, nur das Notwendige zu spielen und meinen Mitspielern Zeit und Raum zu eröffnen, indem ich einfach und vorhersehbar spiele - was zudem auch meinen begrenzten Fähigkeiten hinsichtlich Technik und Koordination am Drum-Set entgegenkommt.
Wenn ich höre, dass es rund läuft und jemand im Flow ist, versuche ich den Groove zu stärken. Wenn ich dabei noch Freiheitsgrade zur kreativen Modifikation nutzen kann, spüre ich, dass ich gerade relaxed mitspiele - und vergesse dann hin und wieder meine gerade genannten Vorsätze. Ich bin halt ein assoziativer Typ, der organische Grooves liebt und gerne mit passenden Musikern im Session-Modus spielt.
Für mich ist das momentan so, dass alle dazu beitragen können, einen Groove zu stärken und das wir alle aber auch die Chance nutzen können, etwas modifizierend zu verbessern. Ein cooler Groove kann eine Kunst in der Zeit sein, etwas, das nur einmal richtig gut gelingt. Diese Freiheit nehme ich mir aktuell einfach als non-profit-drummer. Vielleicht sind bestimmte sehr gute Momente einfach das Ergebnis gelungener Interaktionen. Das ist für mich ein schöner Gedanke.
Musik als 'Kunst in der Zeit'
Wenn ich Musik als eine 'Kunst in der Zeit' betrachte, finde ich es mit Einstein sehr faszinierend, dass alles, was wir von der Zeit wissen, letztlich doch auch ein bisschen wie ein Vorurteil ist. Die Kraft der rhythmischen Spannung ist ein Geheimnis, aber auch ein sinnliches Erlebnis. Es gibt für mich hier mehr offene Fragen als Antworten. Es ist eine schöne Spielwiese. Es gibt da einige Zugänge - und ich habe mir bislang nur recht wenige erschlossen. Jeder Weg eröffnet neue Möglichkeiten. Als interessierter Forscher kenne ich da keine Langeweile.
Ich habe Vorlieben und Routinen, die mir wenigstens ein bisschen Struktur, Sicherheit und Stabilität geben- aber diese Gewöhnung hat auch ihre Nachteile.
Auf der rhythmischen Ebene gibt es noch viele unterschiedliche Konzepte für mich zu studieren.
In der Rockmusik gibt es Anschläge, die zeitlich 'auf dem Punkt sitzen' sollten.
Die Ideologie, dass jeder Fliegenschiss auf dem Punkt sitzen sollte, ist allerdings weniger mein Ding.
Andererseits wird aber auch das Gefühl hin und wieder als Qualitätsmerkmal eines Drummers gehandelt. Zwischen den beiden Positionen gibt es noch eine Menge weiterer, also reichlich frei interpretierbarer Raum dazwischen.
Das Einfache ist dann doch nicht mehr ganz so einfach.
Stichworte: 'die Zeit umspielen', 'Phrasierung', 'straightes Spiel', 'Laid-Back', 'rhythmische Illusionen', 'paradoxe Schleifen' usw. Wie beim Billiard gibt es neben gerade gestoßenen Bahnen, auf denen sich Kugeln bewegen, auch mehr oder weniger gekrümmte Bahnen, also solche mit Effet.
Intuitive Entscheidungen treffen und eigene Freiheitsgrade erweitern
Auf das, was ich höre spontan zu reagieren, bereitet mir sehr viel Spaß und Vergnügen. Aus dem Moment heraus intuitive Entscheidungen zu treffen gefällt mir.
An der Erweiterung meiner Freiheitsgrade zu arbeiten, gefällt mir ebenfalls. Und mich mit Kreativität und den Ideen von kreativen Leuten zu beschäftigen, gefällt mir auch. Ich schätze kreativ arbeitende Musiker.
'Kompositorischer Modus'
Ich befinde mich gerne im kompositorischen Modus. - egal ob ich auf meinen eigenen Output reagiere, oder auf die nacht mir Spaß - auf das zu reagieren, was ich höre. Damit habe ich begonnen und dabei werde ich bleiben. Ich bin gerne im Forscher-Modus, habe hohen Respekt vor Menschen, die gute Experimente entwickeln und ich erfreue mich daran, etwas zu untersuchen, zu analysieren, zu modifizieren und explorierend etwas zu entwickeln. Mit solchen Dingen beschäftige ich mich gerne, wenn ich alleine bin, aber auch sehr gerne, während ich mit anderen zusammen spiele. Dabei kommt dann allerdings noch einiges hinzu: Im Session-Spiel gilt es nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen Musiker zuzuhören, diese zu unterstützen und dazu auch noch etwas möglichst Passendes zu spielen.
Bandtauglich zu spielen reduziert die eigenen Freiheitsgrade und beansprucht Rechnerkapazität, was durch den Rückgriff auf automatisierte Routinen notwendig macht, damit ich dabei noch halbwegs funktioniere.
Zuhören und interagieren
Ich höre den anderen und mir selbst zu und versuche die anderen Spieler zu unterstützen und suche auch selbst Orientierung bei dem Spieler, der jeweils führend im Geschehen ist. Dazu muß ich darauf achten, wer gerade den besten Spielfluss beisteuert, am besten groovt und das tragfähigste Fundament anbietet, auf dem am besten aufgebaut werden kann. Bei SMOG orientiere ich mich beispielsweise oft an Oliver, dessen Spiel mir sehr vertraut ist und der Rhythmus- und Leadgitarre gut integriert spielt, gut groovt und auch ein recht gutes Gespür für die Struktur seiner Musik hat. Ich klinke mich gerne in seine Grooves
ein und liebe es mit ihm zusammen zu spielen.
Übendes Spielen. Spielerisches Üben.
Wenn in unseren Sessions zusätzliche Schleifen gespielt werden, habe ich mehr Gelegenheit an meinem Beitrag zum Ganzen systematisch zu feilen. Wir spielen ja nichtvollkommen frei, sondern songorientiert. Aber es ist nicht festgelegt, was ich spielen werde, da ich ständig daran arbeite mein Drumming zu verbessern. Das ist meine Art und Weise zu arbeiten.
Jam-Session-Stil Part 2
Ich stehe deshalb so sehr auf den Jam-Session-Stil beim Musizieren, da es mir ermöglicht spielend nicht nur zu üben, sondern zugleich auch zu explorieren und nach und nach die Musik dabei herauszuarbeiten, die ich als optimal empfinde - und mir fallen immer Verbesserungsmöglichkeiten ein, da der assoziative Modus manchmal mehr zu mir gehört, als mir lieb ist. Das bedeutet für mich: Je mehr Möglichkeiten wir uns geben, beim gemeinsamen Musizieren an unseren individuellen Beiträge zu feilen, desto wohler fühle ich mich. Wenn diese Art des Zusammenspiels gut funktioniert, wird auch der Spielfluss nicht ständig unterbrochen. Im Session-Stil wird spielerischer geprobt, weniger geredet, statt dessen einfach non-verbal, eben musikalischer interagiert. Wenn diese Art des Zusammenspiels in angenehmen Atmosphäre gelingt, wenn die Ruhe, die Gelassenheit und die Geduld da ist, wenn wir uns die Zeit geben und nehmen und uns w ä h r e n d des Spielens dadurch verbessern, erhöht sich die Chance auch als Band gut zu grooven.
Das Einfache als das Beste
Musik ist eine Kunst in der Zeit. Eine Jam-Session ist für mich wie jede Live Music, ein nicht reproduzierbares, weil einmaliges interaktives Phänomen. Die Idee, dass das Einfachste das Beste sein könnte, finde ich gut, weil es sehr viel braucht, um Einfaches wirklich gut spielen zu können. Offene Ohren sind wichtig. Wenn ich alleine spiele, reagiere ich gerne auf das, was ich da höre - und wenn ich mit anderen spiele, reagiere ich ebenfalls auf das, was ich höre und wahrnehme. Es geht um die Interaktion. 'Spielerischen Üben' ist mein Ideal - und ich fühle mich dabei sehr wohl. im Session-Stil kann ich das auch umdrehen: Ich übe beim Spielen. SMOG ist ein aktuelles Session-Projekt. Ich bin mir der Vorteile bewusst, dass SMOG ein Freizeitprojekt ist. In meiner Freizeit kann ich mein eigenes Ding machen, kann ich das machen, worauf ich Lust habe.
Wir achten darauf, mit welchen Menschen wir unsere wertvolle Zeit verbringen. In meinen Session-Projekten sind mir wechselseitige Akzeptanz und Integrität wichtig, die Liebe zur Musik und die musikalische Richtung müssen passen. Spielfreude, Aufgeschlossenheit und Integrität sind mir in Session-Projekten wichtiger, als das spielerische Niveau, das jemand mitbringt.
Groove: Leitsatz
In Jam-Sessions sind alle am Groove beteiligt.
Stichworte:
Entwicklung, Groove, eigener Stil, eigene Musik, Jam-Session-Stil, gute Atmosphäre, musikalische Interaktion, offene Ohren, Bereitschaft zur spielerischen Interaktion, Fehlertoleranz, Spielerisches Üben, übende Spielen, Schleifen, Wiederholungen, Vereinfachung - das Einfachste als das Beste, luftiger Stil
organische Entwicklung, forschen, explorieren, modifizieren, gemeinsam musizieren, an Präzision feilen.
Gerd Fierus, 2025-04-30, no-profi drummer & explorer