2010/10/07

Rhythmisch-Energetische-Strukturanalyse
in Therapie und Pädagogik

Wie lassen sich Effizienz und Effektivität in Therapie und Pädagogik verbessern?

These: Die von Karl Hörmann entwickelte RES-Analyse kann als Ergebnis multimodaler Forschung betrachtet werden. Die Auseinandersetzung mit der RES-Analyse könnte für Therapie wie Pädagogik gewinnbringend sein. Die RES-Analyse  ermöglicht eine zielgerichtete und systematische Arbeit und ihre multimodalen Möglichkeiten könnten genutzt dafür werden, effizientere und effektivere therapeutische und pädagogische Vorgehensweisen zu entwickeln.

Hintergrund: Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann hat die 'Rhythmisch-Energetische Strukturanalyse' (RES-Analyse) als Instrument der multimodalen Forschung vorgestellt. Sie kann als Instrument der Bewegungsbeobachtung und zur Analyse auditiver Ausdrucksformen eingesetzt werden. Aus der RES-Diagnostik können evidente Therapieziele für das Individuum abgeleitet werden. Die hohe multimodale Kapazität des Instruments vernachlässigt keine visuellen, auditiven und kinästhetischen Aspekte der Kommunikation und des Verhaltens. Mit dem leistungsfähigen Instrument lassen sich non-verbale Informationen erschließen, differenzieren, analysieren, messen. Die Ergebnisse der RES-Analyse sind nachvollziehbar und überprüfbar. Die RES-Analyse kann den Fokus der Aufmerksamkeit auf ganz bestimmte Aspekte richten. Das können zum Beispiel Bewegungsspuren im Raum sein, die von verschiedenen Beobachtern aufgezeichnet und gemessen werden. Statt zu spekulieren wertet der RES-Analytiker messbare Informationen aus. Dabei werden Daten der unterschiedlichen Sinneskanäle berücksichtigt. Da für Kommunikation verschiedene Organe parallel genutzt werden, erscheint es sinnvoll, die Modalitäten auch für die Dekodierung der gesendeten Daten zu nutzen. Wer lernen möchte besser zu  kommunizieren, kann an seinen Codierungs- und Decodierungsprozessen arbeiten. Da die Rhythmisch-Energetische-Strukturanalyse auch zur Schulung der Wahrnehmung genutzt wird, können Selbst- und Fremdwahrnehmung mit ihr gezielt trainiert werden.

Das Spielfeld kommunikativer Möglichkeiten ist weit. Doch wie wird es genutzt? Diese Frage markiert die Schnittstelle zwischen der diagnostischen Phase zur Erlebnisvertiefung. Genau hier hat die künstlerische Therapie sehr viel Platz sich zu entfalten. Der Musiker, der Tänzer, der Schauspieler, der Redner, der Kreative, sie alle sind hier mit ihren Fähigkeiten gefragt.
In der jeweiligen Kommunikation: Wie gelingen die visuellen Signale? Welche akustischen Signale werden gesendet? Sind sie kongruent oder kontrastierend? Und was bedeutet das? Wann können die Kommunizierenden Ihre Möglichkeiten gut nutzen? Wann gelingt es nicht? Wie kommt es dazu, dass einer versagt? Was kann dagegen getan werden?
Mit Hilfe der RES-Analyse kann ein systematisches Programm für und mit den Individuen erarbeitet werden, so dass trainiert werden kann, was trainiert werden sollte.

Wie bereits gesagt: die RES-Diagnostik ist überprüfbar. Auch Klienten können in der RES-Analyse geschult werden und dadurch aktiv an der Diagnostik beteiligt werden. Ziele sollten in erreichbare Teilziele unterteilt werden. Durch Befähigung können Effizienz und Effektivität erhöht werden; über  Einbindung in die Diagnostik können Klienten bei der Zielfindung unterstützt werden. Dann stellt sich  noch das Problem der Aktivierung (Handlungsaktivierung). Im therapeutisch/pädagogischen Prozess ist  eine zunehmende Verselbständigung gefragt, die durch eine nachvollziehbare Vorgehensweise unterstützt werden kann. Angesprochen ist das kognitive Lernen. Motivation ist im Wesentlichen die eigene Motivation. Und die soll gefördert werden. Es geht um Vernunft und deren Entwicklung. Es geht aber auch um Willensbildung, und die Willenskraft soll gestärkt werden. Training bedeutet die eigenen Fähigkeiten zu verbessern und neue Fähigkeiten zu erwerben. Auf der Grundlage verbesserter Fähigkeiten können sich Selbstsicherheit und Selbstvertrauen entwickeln, eine Voraussetzung um  Verantwortung zu übernehmen.

Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet in diesem Sinne, dass Klienten befähigt werden, sinnvolle Ziele zu setzen, kleinschrittig daran zu arbeiten. Wenn sie es schaffen, ihre Ziele  systematisch zu verfolgen, ist das ein Gewinn. Letztlich geht es um das Erleben von Erfolg. Wer Erfolgserlebnisse realisiert kann, gewinnt an Schwung. Das Erleben vieler kleiner Erfolge ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Kunst besteht darin, mit kleinen Schritten und erreichbaren Zielen tatsächlich vorwärts zu kommen. Die kognitive Einbindung im eigenen Befähigungsprozess ist daher entscheidend. Das musik- und tanztherapeutische Modell der Rhythmisch-Energetischen-Strukturanalyse von Karl Hörmann ist, zumindest nach meiner Überzeugung, in ganz hervorragender Weise dazu geeignet die hier angedeuteten pädagogisch/therapeutischen Aufgaben systematisch anzugehen.  

Beim Zielfindungsprozess sollte, wie bereits erwähnt, darauf geachtet werden, dass Ziele aufgestellt und verfolgt werden, die in überschaubarer Zeitspanne erreicht werden können. Das gilt nicht nur für die Arbeit mit antriebsverminderten oder depressiven Klienten. Die RES-Analyse ist ein diagnostisches Instrument. Der aktive Umgang mit der RES-Analyse ermöglicht eine differenzierte Schulung der Wahrnehmung. Mit einer differenzierteren Wahrnehmung von sich und von anderen verbessert sich die Selbst- und die Fremdwahrnehmung. Mit einer RES-analytischen Schulung erhöhen sich soziale Fähigkeiten, die für die Kommunikation von Bedeutung sind. Entsprechend kann mit RES-analytischer Arbeit nicht nur das eigene Bewegungsverhalten, sondern auch die kommunikative Kompetenz verbessert werden. Mit der strukturierten Vorgehensweise können zielgerichtet Fähigkeiten aufgebaut und verbessert werden. Dabei können Musik und Tanz als Medien eingesetzt werden, um sich mit Freude und Spaß weiterzuentwickeln. Die Arbeit mit dem RES-System beinhaltet Übung und Training; sie zielt auf eine Befähigung des Klienten, auf die Erhöhung von Ressourcen. Die Hörmann'sche Musik- und Tanztherapie zeigt sich als eine ressourcenorientierte Methode, die auch die Sozialpädagogik und Sozialarbeit auf ein höheres Niveau bringen könnte. Sie eignet sich als gutes Modell für eine ressourcenorientierte, integrative und multimodale therapeutisch/pädagogische Methode (RIM-Therapie, RIM-Pädagogik).

Zusammenfassung: Das Individuum kann in der Musik- und Tanztherapie sowie in der Musikpädagogik und in der Sozialen Arbeit mit dem therapeutischen Modell der RES-Analyse befähigt werden. Mit Hilfe der RES-Diagnostik lassen sich Ziele aufstellen, die erreichbar sind. Das Erreichen fein abgestufter Ziele ermöglicht über Erfolgserlebnisse den Aufbau von Motivation zur nachhaltigen Zielverfolgung. Die Vorgehensweise basiert auf der zirkulären Abfolge der Phasen Diagnostik, Erlebnisvertiefung und Handlungsaktivierung. Der Grad der Zielerreichung ist messbar (Evaluation). Die künstlerischen Therapien ermöglichen ein erlebnisreiches Tun und verbessern dabei die Chance für Spaß und Freude.

Quellen: Hörmann, Karl (2006) Bewegungsspuren als Mittel zur Evaluation von Musiktherapie. In: Hörmann, Karl; Becker-Glauch, Wulf; Bertolaso, Yolanda; Elbing, Ulrich; Hörmann, Georg; Klosinski, Gunther (Hrsg.) Musik- Tanz- und Kunsttherapie. Themenheft: Evaluation in den künstlerischen Therapien. 3/2006, Hogrefe, S.146-155.



Hörmann, Karl (2004) Musik in der Heilkunde. Lengerich: Pabst Science Publisher. (Rezension)

Hörmann, Karl (2000) Tanzpsychologie und Bewegungsgestaltung. Münster: Paroli. <- vergriffen
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Hörmann, Karl (2009) Tanzpsychologie und Bewegungsgestaltung. Grundlage der Tanztherapie. Lengerich: Pabst Science Publishers.

























Dieser Beitrag wurde am 11. November 2009 hier erstmals veröffentlicht, heute am 7. Oktober 2010 aber noch einmal aktualisiert und überarbeitet.

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