2006/12/20

Junge Musikschüler werden mit 10 Millionen Euro mehr gefördert. Nun fehlt noch die musikpädagogische Strukturverbesserung an den Grundschulen

Alle 212 000 Grundschulkinder in NRW sollen vom kommenden Schuljahr an zusätzlichen Musikunterricht erhalten.

"Wenn möglich soll für jedes Kind ein Instrument ausgeliehen werden. Zehn Millionen Euro will die Bundeskulturstiftung zur Verfügung stellen und so einen Beitrag zu Europas Kulturhauptstadt 2010 in Essen leisten.
Der Plan sieht vor, dass die Schüler ab dem dritten Schuljahr im Orchester zusammen musizieren und im Jahr 2010 das Kulturprogramm bereichern. Am Beispiel des Ruhrgebiets solle gezeigt werden, begründet Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Stiftung."(WAZ: 20. Dezember 2006).

Christian de Witt, Leiter der Essener Folkwang-Musikschule fordert dazu auch qualifizierte Pädagogen, da derzeit nur 10 % des Musikunterrichts an Grundschulen von Fachlehrern gestaltet werden. (vgl. WAZ im Interview mit Christian de Witt, 20.12.2006)

Die Hinwendung der qualifizierten Fachlichkeit zu den jüngeren Schülerjahrgängen ist dringend erforderlich. Denn gerade in den ersten Jahren ist die Neuroplastizität junger Gehirne sehr hoch.

Diese pädagogische Chance sollte nicht wie bisher großzügig verschenkt, sondern statt dessen effizient genutzt werden. Denn die in jungen Jahren investierte pädagogische Arbeit zeichnet sich letztlich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus - vorausgesetzt, es handelt sich um pädagogisch wertvolle Arbeit, die zur Gestaltung unserer Jüngsten investiert wird. Strukturell kann dies nur durch fachlich auch qualifizierte Pädagogen erfolgen. Wenn aktuell an den Grundschulen jedoch tatsächlich nur 10 % des erteilten Musikunterrichts durch qualifizierte Fachlehrer erfolgt, haben wir es mit einer Vernachlässigung der Schüler zu tun, die in Zukunft nicht mehr länger geduldet werden sollte. Denn öffentliche Ressourcen sollten wirtschaftlich eingesetzt werden und pädagogische Arbeit sollte effektiv und effizient sein. Hier ist ein scharfer Blick auf die Qualitätssicherung gefragt.

Hortensia Völckers von der Bundeskulturstiftung setzt nun ein erstes wichtiges Zeichen. Die beabsichtigte Förderung von Grundschulkindern ist längst angezeigt, zumindest bei der Orientierung an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Auch Christian de Witt zeigt die Notwendigkeit der organisatorischen Umstellung an den Grundschulen auf. Dies ist nicht überflüssig, denn wenn in den Grundschulen die notwendigen Korrekturen zum fachlich qualifizierten Musikunterricht nicht realisiert werden, werden die durch die Bundeskulturstiftung demnächst bereit gestellten finanziellen Mittel nutzlos verinnen. Daher muss de Witts Forderung nach einer strukturellen Verbesserung sehr ernst genommen werden: Der Musikunterricht an den Grundschulen sollte nun auch durch fachlich qualifizierte Pädagogen erfolgen. Hier müssen an den Grundschulen erhebliche organisatorische Umstellungen erfolgen.

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