2006/07/16

Zwei Missverständnisse beim Free Jazz















Moers 2006:
Peter Brötzmann (sax)
Marino Pliakas (b)
Michael Wertmüller (dr)
Foto: Gerd Fierus


Peter Brötzmann in sounds like whoopataal:

“Aber wo gibt es heutzutage Auseinandersetzungen? Wenn ich mich umgucke, scheint es darum zu gehen, so schnell wie möglich und so nett wie möglich Erfolg zu haben. So schön das ist, Erfolg zu haben, aber womit denn? Wenn du nichts zu sagen hast, halt die Schnauze und bleib Zuhause. Lernen tust du wirklich nur auf der Strasse. Abgesehen von Lehrern und Schulen, lernst du die Musik, wenn du unterwegs bist. Du musst raus, du musst vor Publikum, du musst Leute in einer Gruppe zusammenhalten, du musst arbeiten. Es braucht Zeit.“ (S.179)

“Das erste Missverständnis beim Free Jazz war, dass die Leute gedacht haben, es kostet nichts, sie könnten einfach so durchmarschieren, also „Free Jazz“ gleich freier Eintritt.
Und das zweite, viel schlimmere Missverständnis war, dass sie gedacht haben, ach, da kann ja jeder machen, was er will.
“Free“ gibt’s nicht! Was auch immer wir tun, ob ich oder meine Kollegen in Japan, Amerika oder Berlin – es gibt auf dieser Welt nichts, was „free“ ist und in der Kunstwelt schon gar nicht. Und auf keinen Fall gibt es das, was man mit mehreren arbeitet, was Musik ja ausmacht. Wenn du keine Gesetze von irgendwo übernimmst, baust du dir automatisch eigene.“ (S.180)

Textquelle:
Peter Brötzmann, der Free Jazz und der Zeitgeist (2006). In: Fränzel, E. Dieter; JAZZ AGe Wuppertal (Hg.) sounds like whoopataal, Essen: Klartext.

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