2006/04/07

Chancenlosigkeit und Aggression

a)Ressourcenorientierte Therapie und Pädagogik

Flirten gehört zu den offenbar eher weniger verbreiteten lustbetonten kommunikativen Basiskompetenzen.

Deshalb sei hier auf eine kleine Flirtschule hingewiesen, mit der eine entsprechende Kompetenzstärkung nachvollziehbar und in einfach begehbaren Schritten entwickelt werden kann.

Nach Christian Püttjer und Uwe Schnierda gilt es lediglich 4 Stufen zum Flirterfolg zu erklimmen. Ein musikpädagogisches Design ist leicht zu entwickeln, in dem eingeübt werden kann, wie diese kleine Treppe beschritten werden könnte:

Stufe 1: Aufmerksamkeit erregen
Stufe 2: Kontakt beginnen
Stufe 3: Kontakt halten
Stufe 4: Kontakt beenden

Das Musiklabor wünscht den Musiktherapeuten und Musikpädagogen viel Spass mit dem 4-Stufen-Modell des Flirtens und bei der Entwicklung von Unterrichtseinheiten bzw. Therapieeinheiten auf dieser Basis.

Und noch ein Tipp der Flirttrainer:

„Die wenigsten setzen sich beim Flirten klare Flirtziele. Das führt dann zu Interessenkollisionen und der großen Konfusion. Wenn Du nicht weißt, warum Du flirtest, wirst Du auch nie wissen, ob Dein Flirt erfolgreich war und ob Du diesen Erfolg wiederholen kannst.

Was willst Du?“ (Püttjer/Schnierda, 1996, 15)


b) Wie können Politiker handlungsaktiviert werden?

Was willst Du? Diese Frage kann durchaus spannend bearbeitet werden, immerhin gibt es eine Menge Leute, die offenbar recht orientierungslos aufwachsen.

Dies gilt insbesondere in der 'verlorenen Welt', die im Leitartikel der Zeitschrift DER SPIEGEL gezeichnet wird. Die Autoren zeigen anhand der in die Schlagzeilen gekommenen Berliner Hauptschule auf, wie Schule zum Schauplatz und Machtkampf um Anerkennung werden kann, bei der Intensivtäter zum Vorbild für die Mitschüler werden.

Hier findet sich die Konsequenz einer Bildungspolitik, die darum bemüht ist, Finanzströme in die Ausbildung einer kleinen Minderheit von Eliteschülern zu lenken und darüber den Bildungsbedarf der breiten Bevölkerung aus den Augen verliert.

"Gewalt in der Schule ist nicht neu. Neu ist die Normalität der Gewalt, dieser Alltag, der an vielen Orten aus Hass und Aggressivität besteht." (27)

Die Kunst des Flirtens kontrastiert in erheblicher Weise zur orientierungslosen Aggressivität von Menschen, denen wenig Chancen eingeräumt werden. Der Zusammenhang von Vernachlässigung und aggressivem Verhalten hat, wie die Spiegel-Autoren aufzeigen können, einen nicht zu ignorierenden Zusammenhang.

Wenn der herausgehobene Satz zutrifft: "Ein Großteil der Schüler hat keinerlei Empfinden für allgemeine Werte, Normen und Grenzen." (Brinkbäumer u.a., 2006, 30) ist sozialpolitisch verantwortliches Handeln wieder gefragt. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung besteht eben genau darin: Die Chancenlosigkeit der Menschen am Bodensatz unserer Gesellschaft zu verbessern. Hier bedarf es grundständiger reformativer Schritte.
DER SPIEGEL hat 1. ein wichtiges Thema in den Titel gerückt: "Gewalt im Klassenzimmer" und mit der Bearbeitung des Themas einen wichtigen handlungsaktivierenden Beitrag für die Politik geleistet. Hier gilt es nun adäquate Lösungen zu erarbeiten und vor allem aber auch: politisch umzusetzen und eine Verbesserung der Chancengleichheit für unsere Jugend zu realisieren.


Quelle:

Brinkbäumer, Klaus; Berg, Stefan; Cziesche, Dominik; Hardinghaus, Barbara; Ludwig, Udo; Röbel, Sven; Verbeet, Markus; Wensierski, Peter (2006) Die Verlorene Welt In: DER SPIEGEL, 3.4.2006, Seite 22-36

Püttjer, Christian; Schnierda, Uwe (1996) Flirten für Studierende. Mehr Spaß im Studium. Kiel: Sit-Up-Verlag

Keine Kommentare:

 
blogoscoop